Neue Herausforderungen bei Infektionskrankheiten

Der Kongress steht unter dem Motto „Infektionskrankheiten 2016“. Warum wurde dieses Thema gewählt?
Weiss: Es geht darum, ein Bild zu zeichnen, was uns derzeit im Bereich der Infektionskrankheiten beschäftigt und wo die Herausforderungen liegen. Ziel ist es, die dynamische Entwicklung der klinischen Herausforderungen von Infektionskrankheiten aus verschiedenen Blickrichtungen zu beleuchten. Immerhin sind Infektionskrankheiten nach wie vor für etwa 30 % der Todesfälle verantwortlich, ein Ausmaß, das regional, aber auch global oft unterschätzt wird.

Wo liegen aktuell die meisten Schwierigkeiten?

Einerseits in der Zunahme der Antibiotika-Resistenz und anderseits in der limitierten Zulassung von neuen Arzneimitteln. Zudem sind wir mit immer komplexeren Anforderungen aufseiten der Patienten konfrontiert. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass die Patienten auf Intensiv-, aber auch auf Normalstationen älter und multimorbider sind, wenn sie zu uns kommen. Zudem führen spezifische Therapien in der Onkologie oder der Transplantationsmedizin dazu, dass die Anfälligkeit für Infektionen auch höher wird.
Menschen sind mobiler als früher und bringen von Reisen Infektionen mit, die es hierzulande nicht gibt oder auch nie gab. Das Thema „Tropenerkrankungen“ nimmt einen zunehmend hohen Stellenwert ein. Nicht zuletzt beschäftigt uns in diesem Zusammenhang auch die Flüchtlingsproblematik.

Welche Rolle spielen Impfungen?

Wir beobachten derzeit, dass alte Infektionen zurückkehren. Das hat unter anderem mit der Impfmüdigkeit in der Bevölkerung zu tun. Masern ist ein gutes Beispiel, aber auch Pertussis. Hier hat sich die Wahrnehmung der Problematik deutlich reduziert und daher wird auch weniger geimpft. Sobald die Erkrankung als ausgerottet gilt, stellt sich die Frage „Wozu impfen?“ und das führt dazu, dass die Zahl der ungeschützten Personen zunimmt und die Infektionskrankheiten erneut aufflammen können.
Wir diskutieren am Kongress auch Fragen rund um das Zika-Virus oder Ebola. Es geht dabei nicht nur um Diagnose und Therapie, sondern auch um Fragen der Ausbreitung oder der Sekundärinfektionen bei Angehörigen oder dem Gesundheitspersonal.

Wo sind neue Therapien zu erwarten?

Bei Hepatitis C gibt es neue Therapien, die zu einer effektiven Behandlung der Erkrankung führen. Sie sind sehr gut verträglich und nehmen der Erkrankung viel von ihrem Schrecken, jedoch sind sie extrem teuer. Ein Ziel ist nach wie vor, die Prophylaxe in Form von Impfungen gegen Malaria, HIV oder Dengue-Fieber zu entwickeln, aber da ist noch kein großer Durchbruch in Sicht.

Was sind Ihre persönlichen Kongress-Highlights?

Der Kongress bietet einen sehr guten Querschnitt zum Thema Infektionskrankheiten im klinischen Alltag und ist besonders gut auf Österreich zugeschnitten. Es wird auch um Fragen der Dia­gnose bei Patienten mit unklaren Symptomen gehen, das beschäftigt uns auch immer wieder in der Praxis. Die Poster und Vorträge bieten einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Forschung in unserem Fachgebiet.