Prototypen, Analysen und Evaluation

Gebündeltes Wissen aus den Bereichen Gesundheit, Soziales, Digitalisierung und IT-Sicherheit steht seit Kurzem erstmals in St. Pölten zur Verfügung. Hier wird interdisziplinäre Forschung Realität. Rund 30 Forscher arbeiten fächerübergreifend an Lösungen, um bei zunehmendem Kostendruck durch unterstützende Technik gleichbleibende Behandlungsqualität sicherzustellen. „Forscher an der FH St. Pölten entwickeln unter anderem intelligente Schuhsohlen, die Fehlbelastungen beim Gehen hörbar machen und in der Rehabilitation unterstützen, verbessern die Analyse und Visualisierung von Gesundheitsdaten, um Therapeuten in ihrer Diagnoseerstellung zu unterstützen, oder erfinden neue technologische Lösungen, die älteren Menschen so lange wie möglich eine aktive und unabhängige Lebensführung ermöglichen“, sagt Mag. Dr. Jürgen Pripfl, Leiter des Departments Gesundheit und des Instituts für Gesundheitswissenschaften der FH St. Pölten und Koordinator des neuen „Center for Digital Health Innovation“. Das Zentrum setzt drei Schwerpunkte: Zum Thema „Design & Prototype“ entwickelt es Informations- und Kommunikationstechnik für den Gesundheits- und Sozialbereich, der Bereich „Collect & Analyze“ widmet sich der Datenanalyse und im Schwerpunkt „Assess & Evaluate“ werden Forscher Experimente unter anderem zur Benutzungsfreundlichkeit und Wirksamkeit durchführen und Technologiefolgen für das Gesundheitswesen abschätzen.
Im Zentrum forschen derzeit vier Institute der FH St. Pölten interdisziplinär an gemeinsamen Projekten. Durch die neue Einrichtung werden Lehrende und Forschende der FH St. Pölten, die Expertise im Anwendungsbereich von Digital Social Care and Health besitzen, noch intensiver als bisher zusammenarbeiten. Neben dem Department Gesundheit und dem Studiengang ­Digital Health Care bringt das Institut für CreativeMedia/Technologies (ICM/T) Expertise im Bereich der Datenanalyse und -visualisierung ein. Das Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung erforscht die soziale Akzeptanz der Innovationen und den Einsatz der neuen Technik etwa im Bereich der Sozialfürsorge zum Beispiel in der Betreuung älterer Menschen. Und das Institut für IT-Sicherheitsforschung widmet sich Fragen der IT-Sicherheit und dem sicheren Umgang vor allem mit personenbezogenen Daten.

Nachgefragt bei …

… Mag. Dr. Jürgen Pripfl

Woher kommen die Ideen zu den Projekten?
Wie greifen Probleme aus der Praxis auf und denken nach, wie man diese lösen kann. Wir arbeiten hier sehr eng mit Kooperationen aus der Wirtschaft oder forschen im Auftrag der Industrie. Die Projekte sind zum größten Teil aus Drittmitteln finanziert und werden über Forschungsförderung finanziert.
Wie gelingt der Praxistransfer und wie rasch kommen die Ergebnisse zum Patienten?
Da unsere Projekte fast immer in Zusammenarbeit mit Anwendern entstehen, ist der Praxistransfer vom ersten Tag an sichergestellt. Oft kommen wir auch über die Prototypen zu Unternehmensgründungen, die vonseiten der FH unterstützt werden.
Woran konkret forschen Sie mit Ihrem Team derzeit?
IntelliGait nutzt etwa maschinelles Lernen als Plattform für die Erkennung von Gangmustern. Daraus entstehen Algorithmen zur Erkennung von Gangmustern, die zum Beispiel in der Rehabilitation im AUVA-Zentrum Weißer Hof zum Einsatz kommen sollen. „Children’s KNEEs“ untersucht beispielsweise die Auswirkungen von Übergewicht auf die Gelenke von Kindern und Jugendlichen und erarbeitet und evaluiert aus klinischer und biomechanischer Sicht ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm.
In zwei Projekten mit dem Titel BRELOMATE (Breaking Loneliness with Mobile Interaction and Communication Technology for Elderly) entwickelten und testeten Forscher der FH St. Pölten einen Prototyp für eine Spiele-, Informations- und Kommunikationsplattform für das Kartenspiel Schnapsen und für Videotelefonie. Eine solche Plattform könnte die soziale Isolation älterer Menschen reduzieren und auch zur direkten Kommunikation mit zum Beispiel Ärzten oder Pflegekräften genutzt werden, wenn diese das Haus nicht mehr verlassen können. Ein Fernseher bildet in Kombination mit einem Steuerungstablet das Herzstück der Plattform.