Versorgungssicherheit auf Länderebene

Martina Rüscher, MBA MSc
Landesrätin u. a. für die Bereiche
Gesundheit und Sport, Vorarlberg

© Foto: Land Vorarlberg/Lisa Mathis

Meine aktuelle Funktion als Gesundheitslandesrätin darf ich seit November 2019 ausüben, bereits im Jänner/Februar 2020 wurden wir mit der Pandemie konfrontiert. Mein Blick auf die Versorgungssicherheit ist also maßgeblich durch die damaligen Geschehnisse geprägt.

Wir mussten erleben, dass als sicher geltende Lieferketten weltweit unterbrochen wurden und wir im Gesundheitsbereich nicht ausreichend Schutzmaterial zur Verfügung hatten. In kürzester Zeit haben zudem unseriöse Anbieter diese Situation genützt und es war eine besondere Herausforderung für unseren Einkauf, angesichts des großen Drucks die zahlreichen Angebote zu prüfen und unseriöse Anbieter auszuscheiden.

Jedenfalls haben wir gelernt, dass wir im Bereich der Medizinprodukte auf mehrere Standbeine setzen müssen und in Krisensituationen regionale Produzenten verlässliche Anbieter sind – allerdings mit höheren Produktionskosten. Es gilt nun, diesen Ansatz mit den bestehenden Ausschreibungs- und Vergaberichtlinien vereinbaren zu können.

In einem separaten Prozess entwickeln wir derzeit Vorgaben und Kriterien für Versorgungssicherheit im Vorarlberger Gesundheitssystem. Jede Epidemie oder Pandemie kann andere Medizinprodukte oder auch Medikamente erfordern, es gilt, Basisprodukte zu definieren, ein Krisenlager für den Gesundheitsbereich im Land vorzuhalten und auch laufend zu bewirtschaften, um abgelaufene Produkte zu verhindern. Wir als Land übernehmen hier die Prozessleitung, unterschiedlichste Abteilungen und Systempartner sind eingebunden.


Dr. Juliane Bogner-Strauß
Landesrätin u. a. für die Bereiche
Gesundheit und Pflege, Steiermark

© Foto: Land Steiermark/Marja Kanizaj

Versorgungssicherheit ist eine essenzielle Basis für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Für ein solches braucht es aber auch eine laufende Weiterentwicklung, die wir derzeit mit dem „Steirischen Gesundheitsplan 2035“ umsetzen. Ein zentraler Grundsatz dabei ist die Sicherstellung der Qualität medizinisch-pflegerischer Leistungen – und damit auch eine bedarfsgerechte Versorgung mit modernen Medizinprodukten.

Durch die Krise ist die Relevanz der regionalen Versorgung – unter anderem jene mit Medizinprodukten – noch stärker ins Blickfeld geraten. Sie hat aber auch gezeigt, dass wir in der Steiermark eine wachsende und innovationskräftige Life-Science-Branche haben. Aber auch im Bereich E-Health und Telegesundheit hat sich viel getan: Der elektronische Impfpass wurde auf den Weg gebracht sowie die Versorgung durch telemedizinische und telemonitorische Unterstützung. Hier ist die Steiermark österreichweit Vorreiter: beispielsweise mit HerzMobil Steiermark, einem Versorgungsprojekt im Bereich der Herzerkrankungen, das gerade steiermarkweit ausgerollt wird, oder einem Projekt zur besseren Versorgung von Hauterkrankungen, das in Liezen pilotiert wird.

Das Potenzial der Digitalisierung wird in der Gesundheitsversorgung zunehmend erkannt und auch genutzt. Ebenso jenes der Vernetzung. Bereits seit zehn Jahren betreiben wir in der Steiermark Gesundheitszentren, in denen das medizinische Angebot gebündelt wird – gewissermaßen ein „One-stop-Shop“ für die Patienten. Darüber hinaus sind die Kliniken zunehmend in Krankenhausverbünden zusammengeschlossen und die Vernetzung zwischen Wissenschaft, dem klinischen Bereich und den Life-Science-Unternehmen wird immer stärker, wie etwa in der Medical Science City Graz sichtbar wird.

Wir definieren die Versorgungsstruktur im steirischen Gesundheitswesen über den Regionalen Strukturplan Gesundheit Steiermark (RSG-St 2025). Ziel ist eine möglichst qualitätsvolle, gleichmäßige, bedarfsgerechte und bestmöglich erreichbare, aber auch gesamtwirtschaftlich und ökonomisch effiziente, medizinisch adäquate und patientenorientierte Versorgung in der Steiermark.

Potenzial zur Optimierung gibt es etwa noch bei der Schnittstellenoptimierung zwischen intra- und extramuraler Versorgung sowie zwischen Spital und pflegerischer Nachsorge. Hier kann durch eine verstärkte Kooperation der Mitteleinsatz – und damit auch der Einsatz von Medizinprodukten – noch zielgerichteter und bedarfsadäquater erfolgen und damit auch der gesamtgesellschaftlich größte Nutzen erzielt werden.

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass wir uns flexibler aufstellen müssen. Wir müssen uns hier noch intensiv mit den Erkenntnissen aus der Versorgungsforschung beschäftigen und die Strukturen weiterentwickeln. Auch haben wir die Potenziale der Digitalisierung für die Gesundheitsversorgung bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.

Gerade vor wenigen Tagen hat mir das Fehlen einer gewissen Rechtssicherheit für telemedizinisches Monitoring geärgert. Nichts, was ich von mir aus bundesweit ändern kann, aber genau das ist es, was ich tagtäglich auch versuche in der Gesundheitspolitik der Steiermark umzusetzen: kreative Möglichkeiten erarbeiten für nachhaltige Lösungen in der Gesundheitsversorgung. Ich glaube nämlich, dass wir wesentlich mehr Innovationskraft in der Steiermark haben und diese auch zur Entfaltung bringen müssen, als wir uns das manchmal selbst zutrauen.