Vorsicht – Hygienefallen!

Es gibt einige klar definierte Bereiche, die im Fokus liegen, wenn es um die Hygieneproblematik geht. Naheliegend ist hier die Bedeutung der Infektionsprävention in Pflege, Diagnostik und Therapie. Lange Zeit vielfach vernachlässigt, erlebte in den letzten Jahren die Wichtigkeit der Händehygiene eine Art Renaissance. Dazu Hygieneexperte Dr. Oskar Janata: „Internationale Studien behaupten, dass in den Ländern der industrialisierten Welt, also jenen mit Hightech-Medizin, in den Spitälern nur zu 30 % korrekte Händehygiene eingehalten wird. Eine Arbeit in ‘Clinical Microbiology and Infection’ wies deutlich auf die Bedeutung dieser ESBL-Keime nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im Kommunal- und Pflegebereich hin.

Händewaschen wirkt

Wo aber liegt hier nun der Bezug zur Händehygiene? Ganz einfach: E. coli sind natürlich vorkommende Darmbakterien, werden durch sogenannte ‚Schmierinfektion‘ übertragen und ein häufiger Träger dieses Infektionsweges sind die Hände. Schon 2006 wurde im Spitalsbereich die erhebliche Besiedelung der Fingerspitzen mit ESBL-Keimen nachgewiesen. Aus dem Umgang mit H1N1-Viren wissen wir um die hohe Bedeutung der Händehygiene, die in der Lage ist, 100 % dieser Viren zu eliminieren. Bereits einfaches Händewaschen hat diese Wirkung. 2009 erschien im ‚New England Journal of Medicine‘ ein sehr plakatives Bild eines Handabdrucks auf einer Kolonisationsplatte ohne und nach Händehygiene. Dieses Bild sagte mehr als tausend Worte.“ Händedesinfektion ist definitiv effizienter als der Ruf nach immer neueren Antibiotika.
„Besonderes Augenmerk verdienen Kathetersysteme. So sollen aus Gründen der Infektionshäufigkeit Verweilkanülen aus PTFE (Polytetrafluorethylen oder Polyurethan) gegenüber solchen aus PVC oder Polyethylen bevorzugt werden. Wichtig ist weiters die tägliche Inspektion der Einstichstelle“, so Janata. Es gibt ohne apparente Phlebitis keine Einschränkung hinsichtlich der Verweildauer. Kochsalzlösung ist als Spülung völlig ausreichend, da andere – wie etwa Herparinlösungen – weder hinsichtlich Obstruktionsrate noch Entzündungshäufigkeit Vorteile zeigten.

Katheter-assoziierte Infektionen

Zentrale Venenkatheter sind für mehr als 90 % aller durch Gefäßzugänge verursachten Infektionen verantwortlich. Venenkatheter-assoziierte Infektionen können prinzipiell auf drei Wegen entstehen: Beim extraluminalen Infektionsweg geht die Kolonisation des Katheters von der Einstichstelle aus, wobei Keime der Hautflora entlang der Außenseite des Katheters in die Tiefe wandern. Der luminale Infektionsweg gewinnt bei zunehmender Liegedauer des Katheters an Bedeutung. Die Keime gelangen zum Beispiel durch Manipulationen am Konnexionsstück in das Katheterlumen. Ex-vivo-Untersuchungen legen nahe, dass auch eine Kontamination der Flüssigkeit in den Infusionssystemen auftreten kann und als Quelle der Besiedelung von Kathetern infrage kommt. Die signifikante Senkung von Infektionen bei besonders kompetenter Katheterpflege durch eigene Teams konnten einige randomisierte einige US-Studien bereits belegen. Das zeigt, wie wichtig hier zumindest regelmäßige Schulungen des Personals sind.
Zu arteriellen Systemen liegen keine Daten bezüglich der Personalschulung vor. Die Zahl der Manipulationen soll auf ein Minimum reduziert werden. Arterielle Katheter weisen bei längerer Liegedauer eine vermehrte Kolonisation an der Katheterspitze auf. Wird der in das System integrierte Dreiweghahn für häufige Blutabnahmen genutzt, kommt es auch hier grundsätzlich rasch zu einer Kolonisation des Ansatzkonus. Klinische Infektionsereignisse sind jedoch auch bei einer Liegedauer der Systeme bis zu neun Tagen so selten, dass eine Empfehlung zum routinemäßigen Wechsel der Dreiweghähne oder des gesamten Systems nach bestimmten Zeitintervallen wissenschaftlich nicht begründet ist.n