Diabetes und Insulin verschlechtern Prognose nach Kolorektalkarzinom

J Clin Oncol 2012 Jan 1;30:53-59 [Epub 2011 Nov 28]
Impact of Diabetes Mellitus and Insulin Use on Survival After Colorectal Cancer Diagnosis: The Cancer Prevention Study-II Nutrition Cohort
Dehal AN, Newton CC, Jacobs EJ, Patel AV, Gapstur SM, Campbell PT

 

Bis Ende 2008 wurden in diesem Kollektiv 377 CRC-bedingte sowie 152 kardiovaskuläre Todesfälle registriert. Patienten mit Typ-2-Diabetes hatten im Vergleich zu Nichtdiabetikern ein signifikant erhöhtes Gesamtmortalitätsrisiko (relatives Risiko [RR] = 1,53) sowie kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko (RR = 2,16). Das Risiko, infolge des CRC zu versterben, war bei Diabetikern nicht signifikant erhöht (RR = 1,29; 95%-KI: 0,98–1,70. Ein Effekt von Alter, Geschlecht oder Diabetestherapie war statistisch nicht nachweisbar, allerdings hatten Patienten mit Typ-2-Diabetes, die mit Insulin behandelt wurden, gegenüber vergleichbaren Patienten ohne Diabetes ein noch stärker erhöhtes Gesamt- und kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko (RR = 1,68 bzw. 3,87).

 

Kommentar – Prim. Univ. Prof. Guntram Schernthaner

Die Cancer Prevention Study-II beeindruckt durch die großen Fallzahlen, das lange Follow-up und die prospektive Fragestellung. Das beobachtete erhöhte Risiko für die gesamte und die kardiovaskuläre Mortalität bei Patienten mit Kolorektalkarzinom (CRC) und Typ-2-Diabetes (insbesondere bei jenen, die mit Insulin behandelt wurden), korrespondiert gut mit dem insgesamt höheren Herz-Kreislauf-Risiko dieser Patienten im Vergleich zu Nichtdiabetikern. Die CRC-assoziierte Mortalität war bei den Diabetespatienten im Vergleich zu den Nichtdiabetikern nur numerisch erhöht. Noch mehr überrascht, dass Diabetespatienten, die mit Insulin behandelt wurden, im Vergleich zu jenen ohne Insulintherapie ein um 63 % signifikant niedrigeres Risiko hatten, infolge des CRC zu versterben. In der Publikation findet sich kein Hinweis  darauf, dass die kardiovaskuläre Übersterblichkeit der Patienten mit fortgeschrittenem Diabetes hierfür verantwortlich sein könnte, angesichts der doch geringen Zahl der Patienten mit Insulintherapie können die Autoren einen Zufallsbefund aber nicht ausschließen.

Auf der anderen Seite illustriert eine weitere Publikation der Cancer Prevention Study-II in derselben Ausgabe des Journals (Campbell et al., J Clin Oncol 30:42, 2012), wie wenig wir noch über die prognostischen Zusammenhänge zwischen Typ-2-Diabetes und Krebs wissen. Demnach war zwar der Body Mass Index in den Jahren vor der Krebserkrankung, nicht aber der Gewichtsstatus 1,5 Jahre nach der Diagnose des CRC prädiktiv für das Überleben der Patienten.