Infoportal der Diabetes-Selbsthilfe für klinische Studien in Österreich

In vielen medizinischen Bereichen, darunter auch in der Diabetologie, kann Österreich auf eine aktive und dynamische Forschungslandschaft verweisen. Neben präklinischen Studienprojekten und der Grundlagenforschung, die hauptsächlich an den Universitäten und spezialisierten Einrichtungen wie dem Institute of Molecular Pathology (IMP) oder dem Research Center for Molecular Medicine (CeMM) beheimatet sind, laufen zahlreiche klinische Studien, in die universitäre und außeruniversitäre Kliniken, aber auch der niedergelassene Bereich involviert sind.
In Summe trägt die medizinische Forschung zurzeit zu etwa einem Drittel der Forschungsleistung in Österreich bei. Durch die im internationalen Vergleich niedrigen Forschungsbudgets der Universitäten spielen Drittmittel aus nationalen und europäischen Programmen, insbesondere aber die Entwicklungsprogramme von pharmazeutischen Unternehmen eine wichtige Rolle.
Im Bereich der klinischen Diabetesforschung haben österreichische Zentren an den Studienprogrammen zu in der Diabetologie häufig eingesetzten Arzneimitteln teilgenommen, darunter auch an einigen der großen Outcomestudien der vergangenen Jahre – exemplarisch seien hier ORIGIN (Insulin glargin), EXAMINE (Alogliptin), LEADER (Liraglutid) oder ODYSSEY OUTCOMES (Aloricumab) erwähnt.

Neue Infoplattform für die Teilnahme an klinischen Studien

Das Rekrutieren von geeigneten ProbandInnen stellt Studienverantwortliche, abhängig von der Indikation, der Art der Intervention und den Ein- und Ausschlusskriterien, immer wieder vor Herausforderungen. Um den Kontakt zwischen den Studienzentren und interessierten Personen zu erleichtern, haben verschiedene Universitäten, Pharmahersteller und kommerzielle Dienstleister eigene Studienportale eingerichtet, auf denen man sich über offene Studienprojekte informieren kann.
Neu, jedenfalls im Bereich der Diabetesforschung in Österreich, ist ein Studienregister, das dezidiert auf die Interessen der potenziellen TeilnehmerInnen – konkret der Menschen mit Diabetes in Österreich – abzielt. Mit diesem Anspruch hat „wir sind diabetes“, die Dachorganisation der Diabetes Selbsthilfe Österreich, vor wenigen Wochen das Projekt „diabetes-studien.at“ gestartet.
Ziel der Internetplattform ist es, möglichst alle klinischen Studien, die Menschen mit Diabetes in Österreich offenstehen, auf einheitliche und leicht fassbare Weise zu präsentieren. So sollen Menschen mit Diabetes, die an einer klinischen Studie teilnehmen möchten, aus allen offenen Studienprojekten in Österreich wählen und bei Interesse ein beteiligtes Studienzentrum kontaktieren können.

Klinische Forschung wird öffentlich diskutiert

Den InitiatorInnen geht es aber auch darum, die Diabetes-Community für die klinische Forschung zu sensibilisieren. Dabei haben die vergangenen Monate der COVID-19-Pandemie ein „Window of Opportunity“ geöffnet: Wie nie konnte die Öffentlichkeit miterleben, wozu die medizinische Forschungsmaschinerie im Ernstfall fähig ist und welchen Unterschied es machen kann, wenn für eine allgegenwärtige gesundheitliche Bedrohung wirksame Therapien und Schutzmaßnahmen bereitgestellt werden können. Dazu kommt: Niemals zuvor wurden die Qualität von Studienergebnissen und – tatsächliche oder mutmaßliche – Vor- und Nachteile einzelner Impfstoffe in der Medienöffentlichkeit so breit diskutiert.

So kann man sich auf www.diabetes-studien.at darüber informieren, wie klinische Forschung funktioniert, wie wichtig sie für den medizinischen Fortschritt ist und welche Vorteile es im individuellen Fall haben kann, Teil einer klinischen Studie zu werden. Flankierend hat „wir sind diabetes“ in den eigenen sozialen Medien und in Partnermedien eine Awarenesskampagne gestartet, um klinische Forschung näher an die Lebenswelt der Bevölkerung zu bringen.

Unterstützung bei der Rekrutierung von ProbandInnen

Von dem Projekt können auch all jene profitieren, die in der klinischen Diabetesforschung in Österreich tätig sind, indem sie ihre Studienprojekte auf www.diabetes-studien.at vorstellen. StudienleiterInnen, die TeilnehmerInnen suchen, erhalten über studien@wirsinddiabetes.at weitere Informationen sowie das Datenblatt für den Eintrag in die Datenbank.
Akademische Studienprojekte werden unentgeltlich online gestellt. Studiensponsoren aus dem Bereich der pharmazeutischen Industrie und der Industrietechnik unterstützen den laufenden Betrieb der Plattform mit einem Beitrag.

Weitere Informationen:
www.diabetes-studien.at
www.wirsinddiabetes.at/diabetes-studien