Die AGO-Preise 2020

Wertheim-Preis 2020

Der von der Firma Roche gestiftete Ernst-Wertheim-Preis wird alljährlich seitens der AGO an eine herausragende Persönlichkeit überreicht, die sich mit ihrem Lebenswerk um die gynäkologische Onkologie verdient gemacht hat. Der Preis genießt international sehr hohe Reputation.

Wertheim-Preisträger 2020: Professor Dr. Pedro T. Ramirez
MD Anderson Cancer Center, Department of Gynecologic Oncology and Reproductive Medicine, Houston

Der diesjährige Preisträger Professor Dr. ­Pedro T. Ramirez ist Direktor der Abteilung für minimal invasive chirurgische Forschung und Lehre am renommierten MD Anderson Cancer Center in Houston und dort Vorstand des „Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) Gynecologic Oncology Program“. Prof. Dr. Ramirez besonderes Interesse liegt in der minimal invasiven Chirurgie inkl. der Roboter-assistierten Laparoskopie und der Therapie von gynäkologischen Malignomen. Er verfügt über weitreichende Erfahrung in der operativen Therapie des frühen Endometrium- und Zervixkarzinoms und insbesondere in den fertilitätserhaltenden Therapieoptionen dieser Malignome.
Prof. Ramirez hat über 320 wissenschaftliche Publikationen sowie zahlreiche Buchkapitel und Monographien verfasst. Außerdem ist er Editor-in-Chief des „International Journal of Gynecological Cancer“. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen für seine wissenschaftlichen Arbeiten und ist Mitglied zahlreicher Editorial Review Boards, z. B. „Journal of Gynecologic Ongology“, „Annals of Surgical Oncology“ und „Gynecologic Oncology“ sowie Reviewer namhafter Zeitschriften unter anderem des „New England Journal of Medicine“.

Young Scientist Award 2020

Mit 5.000 Euro Preisgeld gilt der einst von Univ.-Prof. Dr. Alain Zeimet, MedUni Innsbruck, initiierte und von Novartis gesponserte „Young Scientist Award“ als einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise für Arbeiten in der gynäkologischen Onkologie und Senologie im gesamten deutschen Sprachraum. Die Jury setzt sich jedes Jahr aus jeweils 5 Wertheim-Preisträgern (nach dem Rotationsprinzip) zusammen.

 

Young Scientist Award 2020 für Dr. Verena Wieser
Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische
Universität Innsbruck

Der Young Scientist Award wurde heuer an Dr. Verena Wieser, Medizinische Universität Innsbruck, verliehen: Dazu die Preisträgerin: „Der wissenschaftliche Schwerpunkt in der Onkologie wurde in den letzten Jahren vor allem auf immunologische und inflamma­torische Aspekte von Tumoren gesetzt und so konnten zahlreiche neue zielgerichtete Therapieoptionen für KrebspatientInnen etabliert werden. Allerdings sind beim Ovarialkarzinom diese Signalwege weniger gut erforscht und so können Patientinnen mit Ovarialkarzinom vergleichsweise wenige zielgerichtete Therapie-Optionen angeboten werden. Wir untersuchten deshalb in dieser Tumorentität entscheidende regulatorische Mediatoren der Inflammation und Immunmodulation: Basierend auf transkriptionellen Analysen von Biobank-Proben konnten wir nachweisen, dass die Expression von Immun-Checkpoint-Molekülen, nämlich PD-1 (Programmed cell Death-1) und sein Ligand PD-L1 das Überleben unserer Patientinnen bestimmen. Dies war insbesondere in der Subgruppe von Patientinnen mit BRCA1/2-mutierten Tumoren ersichtlich und so nahmen wir in dieser Arbeit an, dass diese Tumoren besser auf Checkpoint-Inhibitoren ansprechen (Wieser V. et al., Oncotarget 2018). In einer weiteren Arbeit zeigten wir, dass auch hohe Levels von RANK (Receptor Activator of Nuclear factor-κB) und seinem Liganden RANKL, welche zentrale Botenstoffe des Knochenstoffwechsels sind und eine Rolle in der Pathogenese des Mammakarzinoms haben, mit einem kürzeren Überleben von Patientinnen mit Ovarialkarzinom assoziiert sind (Wieser V. et al., Cancers [Basel] 2019). Passend zu der kritischen Rolle des NF-κB-Signalwegs (Nuclear Factor kappa B), war auch die Expression von TNF-α ­(Tumornekrosefaktor alpha) und des TNF-Rezeptor-Modulators SPATA2 (Spermatogenese-assoziiertes Protein 2) bei Ovarialkarzinom-Patientinnen erhöht und bestimmte deren klinisches Überleben (Wieser V. et al,. Carcinogenesis 2020). Zusammenfassend zeigen wir, dass zentrale inflammatorische und immunmodulatorische Signalwege eine klinische Rolle­ beim Ovarialkarzinom spielen. Für diese Signalwege gibt es bereits klinisch etablierte monoklonale Antikörper und unsere weiteren Studien werden die Effektivität dieser Antikörper in gynäkologischen Tumoren mittels 3-D-Zellmodellen und klinischen Pilotstudien prüfen.“

Wolfgang Stummvoll Poster Awards 2020

1. Preis (Sponsor: Ratiopharm) an Univ.-Ass. OÄ Mag. Dr. Gordana ­Tomasch, Medizinische Universität Graz – „Prophylaktische Salpingektomie im Rahmen der laparoskopischen Cholezystektomie (SaLCHE): Geht das? Die prophylaktische bds. Salpingektomie (PBS) zur Primärprävention des serösen Ovarialkarzinoms wird von der AGO/OEGGG und anderen Fachgesellschaften bei entsprechenden gynäkologischen Eingriffen empfohlen. Gordana Tomasch et al. konnten in der SaLCHE-Studie (SAlpingectomy at the time of Laparoscopic CHolEcystectomy; Clinical­Trials.gov NCTO3171 4ei7) zeigen, dass eine PBS im Rahmen einer nichtgynäkologischen Operation wie der elektiven laparoskopischen Cholezystektomie (LCHE) von den Patientinnen akzeptiert wird und meist technisch möglich ist. In ihrer Schlussfolgerung weisen sie darauf hin, dass die Umsetzung eines solchen Prozederes eine genaue Aufklärung und enge interdisziplinäre Zusammenarbeit brauche, eine PBS bei nichtgynäkologischen OPs aber jedenfalls eine Möglichkeit der primären Prävention des Ovarialkarzinoms sein könne.

2. Preis (Sponsor: Eisai) an Dr. Irina Tsibulak, Medizinische Universität Innsbruck – „Wirkung des CDK-4/6-Inhibitors Palbociclib und Metformin beim Ovarialkarzinom: Cyclin D als neues Target?“ CDK-4/6-Inhibitoren sind zur Behandlung des Hormonrezeptor-positiven/HER2-negativen lokalfortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms zugelassen.
Besonders gut auf die Behandlung mit CDK-Inhibitoren sprechen Tumoren mit genetischen Aberrationen an, die zu einer Aktivierung von Cyclin D als regulatorischen Untereinheiten des Cyclin/CDK-Komplexes führen – solche Aberrationen kommen in ca. 20–30 % der Ovarialkarzinome (OC) vor. Zum Antidiabetikum Metformin wird auch eine Anti-Tumor-Wirkung diskutiert, die u. a. auf der Downregulation von Cyclin D in Krebszellen beruht.
Irina Tsibulak et al. konnten in ihrer Studie zur potenziellen Wirksamkeit von CDK-Inhibitoren auch beim OC eine hohe Anti-Tumor-Wirksamkeit von Palbociclib sowie von Metformin in 5 Ovarialkarzinomzelllinien sowie im dreidimensionalen Tumorsphäroid-Modell zeigen. Sie schlussfolgern, dass dieser Effekt in erster Linie durch einen Cyclin-D-gesteuerten Zellzyklusarrest zustande zu kommen scheint und der Cyclin/CDK-Komplex ein neues therapeutisches Target beim Ovarialkarzinom darstellen könnte.

3. Preis (Sponsor: Roche Diagnostics) an Dr. Thomas Bartl, Medizinische Universität Wien – „Detektionsrate inguinaler Sentinel-Lymphknotenexstirpation nach Indocyanin-Grün-(ICG)-Markierung bei Patientinnen mit invasivem Vulvakarzinom“: ICG findet als Tracer in der Sentinel-Lymphknotenmarkierung solider Tumoren zunehmend Verwendung. Die im Poster präsentierte Studie von Thomas Bartl et al. untersuchte die Detektionsrate inguinaler Sentinel-Lymphknoten (SNL) bei Patientinnen an der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien mit invasivem Vulvakarzinom nach ICG- bzw. Patentblau-Markierung.
Nachdem sich nach erfolgtem ,,propensity score matching“ kein Unterschied in den Detektionsraten nach ICG-Markierung und Patentblau-Markierung zeigte, schlussfolgern die Autoren, dass die SNL-Markierung mittels ICG klinisch gut durchführbar ist und in präliminären Daten eine hohe SNL-Detektionsrate zeigt. Dies erscheine plausibel, da sich für ICG bei Studien zu anderen gynäkologischen Malignomen eine zumindest gleich hohe Detektionsrate verglichen mit anderen Markierungstechniken wie Patentblau oder Technetium zeige.

 

GYN-AKTIV-Preis

Der vom MedMedia-Verlag gestiftete GYN-AKTIV-Preis mit einer Dotierung von 5.000 Euro wird dem WAAGO (Wissenschaftsausschuss der AGO) mittlerweile schon in langjähriger Tradition zur Unterstützung seiner Agenden zur freien Disposition anvertraut (Abb.). MedMedia-Geschäftsführerin Mag. Gabriele Jerlich: „Die Zahl der AGO-Studien ist jedes Jahr aufs Neue beeindruckend. MedMedia und die Fachzeitschrift GYN-­AKTIV möchten der AGO bei ihrer Zielsetzung, durch Forschungs- und Studientätigkeit die Versorgung von onkologischen Patientinnen zu verbessern, auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner sein, daher stiften wir auch heuer wieder den GYN-AKTIV-Preis, um den WAAGO in seiner Tätigkeit zu unterstützen.“

 

Fotos: d1sk – shutterstock.com, privat (2), Mag. Nora Sunshine