Prävalenz von HPV-Infektionen bei Frauen in Deutschland


Bekannt ist, dass vor allem bei jungen Frauen häufig HPV-Infektionen nachweisbar sind, ab dem 30. Lebensjahr geht die Infektionsrate zurück. Allerdings liegen in der Literatur nur wenige Daten bezüglich der Verteilung einzelner HPV-Typen in den verschiedenen Altersgruppen vor. Aus diesem Grund wurden in Deutschland zwei epidemiologische Studien durchgeführt, die ein Bild der HPV-Prävalenz und des Verteilungsmusters der einzelnen Typen bei Frauen bis zum 30. Lj. (Studie 1) sowie ab dem 30. L. (Studie 2) geben sollen.
Von den mehr als 100 bekannten HPV-Typen werden derzeit 13 als hoch kanzerogen eingestuft (High-Risk-[HR]-Typen), während die anderen als Typen mit geringem (Low-Risk-[LR]-Typen) oder unbekanntem Risiko gelten. Die Weltgesundheitsorganisation hat die folgenden HPV-Typen als Hochrisiko-Typen für den Menschen klassifiziert: HPV 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59 und 68. Von diesen ist HPV 16 am häufigsten in zervikalem Tumorgewebe nachweisbar.

Methodik der Studien

Die vorliegenden epidemiologischen Beobachtungsstudien wurden an 77 Zentren (Studie 1) bzw. an 28 Zentren (Studie 2) in Deutschland durchgeführt. In Studie 1 wurde die Prävalenz von HPV-Infektionen mit Hochrisikotypen und Typen mit geringem Risiko bei 1.803 jungen Frauen im Alter bis zum 30. Lj. untersucht. Studie 2 umfasste 8.466 Frauen im Alter von 30 bis über 60 Jahre. Die zervikalen HPV-Abstriche wurden in Studie 1 mittels des Hybrid Capture®-2-Tests (HC2; Qiagen) auf Vorliegen von HR- und LR-HPV-Typen untersucht, in Studie 2 nur auf das Vorliegen von HR-HPV-Typen (HC2; Qiagen).
In Studie 1 wurden im HC2-Test positiv getestete Proben anhand von zwei Genotypisierungsmethoden typisiert:

  • mit dem PCR-basierenden SPF10LiPA25-Test, Version 1 (Labo Bio-Medical Products, Rijswijk, Niederlande)
  • und dem PapilloCheck®-Test (Greiner Bio-One GmbH, Frickenhausen, Deutschland)

Beim SPF10-LiPA25-Test wird mittels PCR amplifizierte HPV-DNA an Teststreifen hybridisiert. Diese Methode ermöglicht den gleichzeitigen Nachweis von 26 verschiedenen HPV-Genotypen. Der PapilloCheck®-Test ermöglicht den gleichzeitigen Nachweis von 24 verschiedenen HPV-Typen, darunter die HR-HPV-Typen 16,18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59 und 66.
In Studie 2 erfolgte die Genotypisierung mit der PCR-basierenden Vorläuferversion des Linear Array®-DNA-Tests (Roche Diagnostics). Diese Methode erlaubt den Nachweis aller oben genannten HR-HPV-Typen.
Das primäre Studienziel beider Studien war, die Frequenz des Auftretens bestimmter HPV-Typen bei Frauen verschiedener Altersgruppen in Deutschland zu untersuchen.

Ergebnisse

Betreff HPV-Immunisierung: 309 Patientinnen (18,3 %) waren bereits vor Studienbeginn mit mindestens einer Dosis gegen HPV geimpft. Der Anteil geimpfter Patientinnen war mit 50,9 % in der Altersgruppe 10–16 Jahre am höchsten und nahm mit zunehmendem Alter ab.

Wie zu erwarten war der Anteil an HPV-geimpften Patientinnen in der Gruppe mit positivem HC2-Ergebnis geringer im Vergleich zur Gruppe der nicht geimpften Patientinnen (11,1 % vs. 20,3 %).

Prävalenz von Hochrisiko-HPV-Infektionen insgesamt (Tab. 1): Insgesamt wiesen 323 (17,9 %) der Patientinnen bis zum 30. Lj., und 521 (6,4 %) der Patientinnen ab dem 30. Lj. ein positives HR-HC2-Testergebnis auf. Dabei zeigte sich ein Maximum in der Altersgruppe zwischen dem 20. und 22. Lj. In dieser Altersgruppe sind 28 % aller Frauen mit HPV bzw. 24 % mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert. In der Altersgruppe bis zum 16. Lj. waren bereits bei 11,6 % der Mädchen eine HPV- bzw. bei 9,2 % eine HR-HPV-Infektion nachweisbar. Eine Untersuchung der Patientinnen bis zum 30. Lj. zeigte, dass zwar die HPV-Prävalenz ab dem Alter von 23 Jahren abnimmt, der Anteil an HR-Typen im Verhältnis zu den Niedrigrisiko-Virustypen aber tendenziell zunimmt.


Prävalenz verschiedener HPV-Typen (Tab. 2): Die Genotypisierung mittels PapilloCheck®-Test bestätigte für knapp 90 % der Patientinnen das positive HC2-Testergebnis. Der häufigste nachgewiesene Virustyp war der HR-HPV-Typ 16, der in 23,9 % der Proben detektiert wurde. Weitere häufige HR-HPV-Typen waren HPV 51 (16,7 %), HPV 56 (10,3 %) und HPV 31 (8,8 %). Der Anteil von HR-HPV-Typ 18, dem zweithäufigsten in Zervixkarzinomen nachgewiesenen Virustyp, betrug nur 3,2 %. 

Die zweite verwendete Genotypisierungsmethode war der SPF10-LiPA25-Test. Er bestätigte das positive HC2-Testergebnis für fast 95 % der Patientinnen. Unter den 377 HPV-positiven Patientinnen betrug die Prävalenz von HPV 16 29,4 %, gefolgt von HPV 51 (21 %), HPV 31 (17 %), HPV 52 (13,5 %) und HPV 66 (12,2 %). HPV 18 wurde in 8 % der Proben detektiert. Die Genotypisierung bei Patientinnen ab 30. Lj. zeigte ein vergleichbares Verteilungsmuster der HR-HPV-Typen: Bei den 403 HPV-positiven Patientinnen war HPV 16 der häufigste Virustyp (26,8 %), gefolgt von HPV 31 (10,9 %), HPV 52 (9,4 %) und HPV 51 (8,2 %). HPV 18 war in 7,7 % der Proben nachweisbar.

ZUSAMMENFASSUNG: Die zwei beschriebenen Beobachtungsstudien bestätigen eine hohe Prävalenz von HPV-Infektionen mit Hochrisiko-Virustypen, insbesondere bei jüngeren Frauen. Annähernd ein Fünftel aller Frauen bis zum 30. Lj., die zu einer Routineuntersuchung eine gynäkologische Praxis aufsuchten, war HR-HPV-positiv. 

Die höchste Prävalenz an HR-HPV-Typen wurde bei Frauen im Alter zwischen dem 20. und 22. Lj. festgestellt, bei diesen betrug sie 24 %. Diese Ergebnisse entsprechen Daten aus an­deren westlichen Industriestaaten.

 

Quellen: Iftner T. et al., Frauenarzt 2012; 53 (4):360 ff.; Iftner T. et al., J Med Virology 2010; (82):1928-1939