Editorial: Glomerulonephritis

Sehr geehrte Nephrologinnen und Nephrologen!

Das Thema Glomerulonephritis war immer schon eines der spannendsten in der Nephrologie. Das gilt heute mehr denn je. Wir bewegen uns von der rein morphologischen Beschreibung und Diagnostik dieser Erkrankungen langsam aber unaufhaltsam in Richtung eines pathogenetischen Verständnisses und – daraus abgeleitet – hin zu einer zielgerichteten, kausalen Therapie. Diese Ausgabe von Nephro Script fasst die neuen Erkenntnisse und ihre therapeutischen Konsequenzen in übersichtlicher Form zusammen.

So wird auch das pathogenetische Konzept der häufigsten primären Glomerulonephritis, der IgA-Nephropathie, immer klarer. Dieses Konzept wird im Beitrag von Doz. Hildegard Hafner-Gießauf und Doz. Christoph Schwarz beschrieben. Das Thema „Immunsuppression Ja oder Nein“ und die Frage, welche Befunde für ein Ja stehen könnten, werden in entsprechender Tiefe abgehandelt. Gerade bei dieser Entität werden die Ergebnisse von Therapiestudien sehnlich erwartet.
Die größten Fortschritte gibt es wohl im Verständnis der idiopathischen membranösen Glomerulopathie. Die Entdeckung der Anti-Phospholipase-A2-Rezeptor-Antikörper und deren Auswirkungen sind im Beitrag von Dr. Michael Rudnicki zusammengefasst. Gerade bei dieser Erkrankung scheinen die therapeutischen Konsequenzen dieser Erkenntnisse die jüngst erschienenen KDIGO-Richtlinien zur Behandlung der Glomerulonephritis bereits überholt zu haben.
Dr. Elisabeth Schwaiger und Prof. Georg Böhmig geben in ihrem Beitrag zunächst neue Einblicke in die Pathogenese der FSGS, die durch eine Schädigung der Podozyten durch verschiedenste Noxen oder vererbte Störungen erklärt werden dürfte. Das Rennen um die endgültige Identifizierung eines Permeabilitätsfaktors ist in der Zielgeraden, aber nach wie vor offen. Der Nachweis der individuellen Ursache der Erkrankung bei jedem einzelnen Patienten dürfte in absehbarer Zeit Realität werden und die Therapie sowie das Vorgehen nach Transplantation nachhaltig beeinflussen.
Neues zur Behandlung der Lupusnephritis ist im Beitrag von Doz. Dr. Irmgard Neumann zusammengefasst. Diese richtet sich im Wesentlichen nach der histologischen Klassifikation der Erkrankung. Vor allem bei schweren Verlaufsformen stehen derzeit zwei Therapiemöglichkeiten – Zyklophosphamid und Mykophenolsäure – zur Verfügung. Daneben werden Rescue-Therapien wie Rituximab und andere allgemeine Therapiemaßnahmen dargestellt.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Vergnügen bei der Lektüre der Beiträge und bin zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit ein neues Nephro Script zu diesem Thema Fragen, die in der aktuellen Ausgabe noch als offen diskutiert sind, beantworten wird können.

Prim. Univ.-Doz. Dr. Karl Lhotta