Editorial 2/20

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Ich freue mich, nun das zweite Heft von neurologisch in diesem besonderen Jahr vorstellen zu können, es widmet sich dem lang erwarteten Schwerpunktthema der Neuroonkologie.

Im Rahmen der modularen Facharztausbildung ist die Neuroonkologie fest verankert. Dies ist insofern wichtig, da die Diagnose, Therapie und schließlich die Begleitung dieser PatientInnen ganz wesentlich von der Bindung zum behandelnden Arzt/zur behandelnden Ärztin getragen wird.
In vielen Ländern und auch in österreichischen Zentren ist die Behandlung neuroonkologischer PatientInnen durch fraktionierte Behandlungspfade gekennzeichnet, die es dem Patienten/der Patientin nicht erlauben, einen Ansprechpartner/eine Ansprechpartnerin zu haben, der/die die oft lange Jahre fordernde Therapie überwacht und begleitet. Im gleichen Maße ist die Neuroonkologie aber interdisziplinär und kann nicht nur von einer Fachdisziplin für sich allein beansprucht werden. Gerade diese Interdisziplinarität zeichnet den Zugang der Neuroonkologie aus.

Beim Lesen dieses Schwerpunktes wird ganz klar, dass wir in der Neuroonkologie erst am Beginn einer Revolution stehen, die durch den Einsatz der Molekularbiologie und Molekulargenetik sowie neuen immunologischen Therapiekonzepten geprägt wird. Trotz der erheblichen Fortschritte ist es aber nicht gelungen, einen Durchbruch in der Therapie zu erzielen, der ähnlich wie in anderen Gebieten die Prognose der PatientInnen signifikant verbessert. Noch immer sind die hochmalignen Tumoren oft von Beginn an nur unter den Aspekten der Symptomkontrolle und der Palliativmedizin zu behandeln. Umso wichtiger ist es, viele junge Neurologinnen und Neurologen für das Gebiet der Neuroonkologie zu begeistern.
Priv.-Doz. Dr. Martha Nowosielski hat ausgezeichnete Beträge zusammengestellt, die von der Diagnostik über die neurochirurgische Therapie und die Neuropathologie sowie die Palliativmedizin reichen. Ich möchte mich hier ausdrücklich für die Arbeit von Kollegin Nowosielski bedanken, die es geschafft hat, hochkarätige Beiträge in einer klar verständlichen Form von den AutorInnen zu bekommen. Mein Dank gilt aber auch den AutorInnen, die qualitativ ausgezeichnete Artikel für diese Ausgabe von neuro­logisch zur Verfügung gestellt haben, trotz der schwierigen Zeit, die wir in den letzten Monaten erlebt haben.

Sehr empfehlenswert sind auch die Artikel von Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Michael Khalil und Dr. Patrick Altmann zu den Neurofilamenten. Es ist den Kollegen gelungen, die exzellenten Arbeiten in hochrangigen Journalen zu publizieren und die Bedeutung im klinischen Zusammenhang für die allgemeine LeserInnenschaft verständlich zusammenzufassen.

Die aktuellen Entwicklungen in der Neurologie waren in den letzten Wochen natürlich auch von der COVID-19-Pandemie geprägt, wobei sowohl die neurologischen Symptome bei COVID-19 als auch der Einfluss der Pandemie auf die Versorgung chronisch-neurologisch Erkrankter im Vordergrund standen. Dazu finden Sie in diesem Heft auch allgemeine Empfehlungen, wie in den Zeiten der Pandemie mit neurologischen Erkrankungen umzugehen ist.

Es ist mir zudem ein besonderes Bedürfnis, mich bei dem langjährigen Chefredakteur von neurologisch, Dr. Michael Ackerl, zu bedanken: Es ist seiner unermüdlichen Arbeit zu verdanken, dass neurologisch ein allgemein beachtetes Journal geworden ist. Er hat dafür gesorgt, dass die Artikel zeitgerecht in der entsprechenden Qualität zur Verfügung stehen, und wir wissen alle, dass dies keine allzu leichte Aufgabe ist. Dr. Michael Ackerl hat auch immer auf aktuelle Entwicklungen und Neuerungen reagiert, sodass neuro­logisch tatsächlich die Dynamik des Faches widerspiegelt. Ganz besonders wichtig ist es aber, die Breite des Faches und die gute Lesbarkeit dieses Journals zu erhalten. Dafür hat sich Dr. Michael Ackerl immer eingesetzt, und wir sind ihm alle zu großem Dank verpflichtet!

Ich freue mich, von ihm die Rolle übernehmen zu dürfen und gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. Julia Ferrari weiterhin für neurologisch zu arbeiten.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in dieser Ausgabe wieder viele für Sie spannende Artikel finden und großes Vergnügen beim Lesen und Lernen haben werden!

Mit besten Grüßen

Ihr Eugen Trinka