Interaktion zwischen pathogenen Proteinen bei neurodegenerativen Erkrankungen

Fehlerhafte Faltung und fortschreitende Aggregation spezifischer Proteine in ausgewählten Regionen des Nervensystems sind die wesentlichen Grundlagen vieler neurodegenerativer Erkrankungen und die Interaktion zwischen pathologischen/toxischen Proteinen als Ursachen der Neurodegeneration ein wichtiges Problem der aktuellen neurobiologischen Forschung.
Trotz klinischer, genetischer und experimenteller Unterschiede ergeben sich zunehmende Hinweise für wesentliche Überlappungen zwischen Synukleinopathien, Tauopathien und anderen Proteinfehlbildungserkrankungen. Zell- und Kerneinschlüsse, oft charakteristische Merkmale dieser Erkrankungen, lassen Interaktionen pathogener Proteine im Rahmen gemeinsamer Vorgänge vermuten. Neue Befunde, die unser Verständnis für die Rolle pathogener Proteine in der Pathogenese des M. Alzheimer, M. Parkinson, der Chorea Huntington sowie von Prionenerkrankungen verändert haben, bestätigten Beziehungen/Überlappungen zwischen diesen und anderen neurodegenerativen Prozessen.

Prionenähnliche Induktion und Ausbreitung sezernierter Proteine: Zunehmende Evidenz neben synergetischen Effekten von Tau-Protein, Amyloid-β-Protein, α-Synuklein und anderen pathogenen Proteinen lassen vermuten, dass eine prionenähnliche Induktion und Ausbreitung sezernierter Proteine wesentliche pathogene Mechanismen verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen darstellen, die von genetischen Grundlagen und Umweltfaktoren abhängen. Die Aufklärung der der Interaktion und Ausbreitung pathogener Proteine zugrunde liegenden molekularen Mechanismen, die einen Dualismus oder eine Triade der Neurodegeneration in proteinmissbildenden Prozessen vermuten lassen, stellen eine wichtige Herausforderung für die modernen Neurowissenschaften dar, um bessere Einblicke in ihre Pathogenese als Grundlage besserer Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.

Interaction between pathogenic proteins in neurodegenerative disorders.
Autor: Jellinger KA
Erschienen: J Cell Mol Med 2012; 16(6):1166–1183