Mehr Wertschätzung für Innovationen!

Vifor Pharma ist ein globales Unternehmen mit rund 2.400 Mitarbeitern weltweit, das sich auf drei Bereiche konzentriert: Eisenmangel, Nephrologie und kardiorenale Therapien. „In diesen Bereichen wollen wir Marktführer werden, um weltweit Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen ein besseres, gesünderes Leben zu ermöglichen“, umreißt Dr. Patricia Tschabitscher, Geschäftsführerin von Vifor Pharma Österreich, die Vision des Unternehmens. Erreicht werden soll dieses Ziel durch die drei Kernwerte des Unternehmens: Entrepreneurship (Unternehmergeist), Teamwork und Respekt.

Wegbereiter in der Eisenmangel­therapie

Gefragt nach den Unternehmenserfolgen der letzten Jahre nennt Tschabitscher als Erstes das Produkt Ferinject, ein Eisenpräparat für die intravenöse Behandlung von Eisenmangel: „Bei der Behandlung des Eisenmangels – und zwar mit und ohne Anämie – war und ist Vifor Pharma wegbereitend. Speziell Ferinject war ein Gamechanger in diesem Bereich. Gerade Patienten mit chronischen Grunderkrankungen wie chronischer Herzinsuffizienz, chronischer Niereninsuffizienz und entzündlichen Darmerkrankungen profitieren von einer intravenösen Eisentherapie.“
Einen zweiten Pfeiler sieht Tschabitscher im Produkt Veltassa, einem Kaliumbinder, der zur Kontrolle und Therapie der Hyperkali­ämie, also der Behandlung von Erwachsenen mit einem hohen Kaliumspiegel im Blut, eingesetzt wird. Zu viel Kalium im Blut kann die Steuerung der Muskulatur durch die Nerven beeinträchtigen. Dabei kann es zu einer Schwäche oder sogar zu Lähmungen kommen. Ein hoher Kaliumspiegel kann außerdem zu einem abnormalen Herzschlag führen und so schwerwiegende Auswirkungen auf den Herzrhythmus haben.

Nephrologie-Portfolio erweitern

In den nächsten Jahren will Vifor Pharma verstärkt im Bereich der Nephrologie Lücken im medizinischen Bedarf vieler Patienten schließen. „So wollen wir mit unserem wachsenden innovativen Nephrologie-Portfolio beispielsweise dazu beitragen, dass die Nierenfunktion von Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz möglichst lange erhalten bleibt und Komplikationen beherrscht werden können“, erklärt Tschabitscher. Einerseits kommen hier bereits zugelassene Produkte des Unternehmens zum Einsatz, andererseits werden für 2022 zwei Produkteinführungen erwartet – „beides Medikamente, die jeweils einen Meilenstein für Patienten mit bisher nicht ausreichend behandelbaren Erkrankungen bedeuten! Zum einen planen wir, ab 2022 die erste zielgerichtete Behandlung für Dialysepatienten mit unstillbarem Juckreiz (Chronic-Kidney-Dis­ease-assoziiertem Pruritus) anbieten zu können. Von diesem sehr starken Juckreiz sind ca. 30% der Patienten, die eine Hämodialyse benötigen, betroffen. Für sie ist unser neues Medikament ein großer Lichtblick. Und zweitens möchten wir im ersten Halbjahr 2022 eine Therapieoptionserweiterung für Patienten mit schwerer ANCA-Vaskulitis, einer seltenen entzündlichen Autoimmunerkrankung der Blutgefäße, auf den Markt bringen“, erläutert Tschabitscher.

Österreichs Gesundheitssystem benachteiligt Innovationen

„Natürlich können wir uns hierzulande im globalen Kontext gesehen sehr glücklich schätzen, Zugang zum österreichischen Gesundheitssystem zu haben. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob wir wirklich dieses viel zitierte beste Gesundheitssystem der Welt haben … Vor allem aus der Perspektive der forschenden Pharmaindustrie sieht man, wie zunehmend schwierig es geworden ist, für österreichische Patienten den Zugang zu den innovativsten Medikamenten sicherzustellen. Wenn wir uns das österreichische Gesundheitssystem anschauen, vor allem das Rückerstattungssystem, benachteiligt unser System Innovationen“, betont Tschabitscher. Ein Aspekt, der für sie nicht nachvollziehbar ist: „Wieso sollen neuere Medikamente, die auf den Markt kommen, automatisch billiger sein als die altgedienten? Das wäre in keiner anderen Branche möglich. Dadurch wird es für Unternehmen zunehmend uninteressanter und auch unrentabel, die neuesten Medikamente, in die sehr viel Forschungsarbeit geflossen ist, auf den österreichischen Markt zu bringen.“ Dies sei nicht nur für die Patienten von Nachteil, sondern auch für den Arbeitsmarkt. „Bei einem starken Standort sind auch die Arbeitsplätze sicher. Wenn man aber innovative Medikamente an diesem Standort gar nicht mehr auf den Markt bringen kann, weil es sich nicht rentiert, dann wird man dort keine Mitarbeiter brauchen“, befürchtet Tschabitscher.
Auch auf Österreich als Studienstandort habe diese fehlende bzw. geringe Innovationsfreundlichkeit bereits Auswirkungen, so die Vifor-Geschäftsführerin weiter, denn: „Die Anzahl der klinischen Prüfungen hierzulande geht kontinuierlich bergab. Dies wirkt sich ebenfalls negativ auf die rasche Verfügbarkeit innovativer Arzneimittel aus – und damit auch auf den Forschungsstandort Österreich. Vor diesem Gesamthintergrund fände ich es äußerst wünschenswert, wenn die Rahmenbedingungen in Österreich in Bezug auf Innovationsfreundlichkeit zum einen und Forschungsfreundlichkeit zum anderen verbessert würden, vor allem im Interesse der Patienten, aber auch für die Wirtschaft in Österreich.“ Der richtige Schritt, dies zu verändern, wäre in ihren Augen eine andere Beurteilung des Patientennutzens und – daraus resultierend – eine andere Preisgestaltung: „Der Schlüssel zur Verbesserung der Patientenversorgung in Österreich wäre eine andere Bewertung des Patientennutzens und eine Veränderung der Preisgestaltung. Denn die aktuelle Preisregelung stammt noch aus den 1980er-Jahren und müsste ins 21. Jahrhundert übertragen werden – weg von den einfachen Rabattkaskaden hin zu einem modernen Regelwerk.“

Zusammenarbeit mit Patienten­organisationen

Tschabitscher ist davon überzeugt, dass es Patienten stärkt, wenn sie über die eigene Erkrankung gut Bescheid wissen: „Ein mündiger Patient kann mitreden, kann mitentscheiden, hat das Gefühl, die Kontrolle über seine Erkrankung zu haben, und nicht, dass die Erkrankung die Kontrolle über ihn hat.“ Daher arbeitet Vifor Pharma mit Patientenorganisationen zusammen, um zum Empowerment von Patienten beizutragen. „Von dieser Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Sie erlaubt uns, einen Einblick in das Leben von Patienten mit einer bestimmten Erkrankung zu bekommen, sodass wir erkennen können, wo wir einen Mehrwert bieten können. Umgekehrt können wir durch die Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen einen Beitrag dazu leisten, dass die Patienten ihren Zustand, ihre Erkrankung und auch die Therapiemöglichkeiten besser verstehen“, sagt Tschabitscher, der in dieser Zusammenarbeit die Aspekte Integrität, Respekt, Fairness, Transparenz und Vertrauen besonders am Herzen liegen.

Remote-Betreuung bei seltenen Erkrankungen

Der durch die Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub werde weiter anhalten, ist Tschabitscher überzeugt: „Auch, wenn der persönliche Kontakt immer den höchsten Stellenwert haben wird, gehe ich davon aus, dass auch in Zukunft ein Teil unserer Kommunikation mit Ärzten digital stattfinden wird.“ Und sie unterstreicht, dass sich die zunehmende Digitalisierung auch auf die Kommunikation der Patienten mit ihren Ärzten auswirken werde: „Dass sich Patienten zunehmend digital informieren, beobachten wir seit Jahren. Doch nun wird auch eine ärztliche Remote-Beratung, bei der man nicht mehr in die Praxis gehen muss, in manchen Fällen schon gelebt. Vor allem bei seltenen Erkrankungen, bei denen die Experten oftmals nicht in der Nähe verfügbar sind, ist ein Remote-Betreuungsansatz sicherlich sehr hilfreich und erleichtert den Betroffenen das Leben. Ich glaube, dass dieser Digitalisierungsboost im Gesundheitswesen weiter vo­ranschreiten wird. In einigen Jahren wird hier vieles ganz selbstverständlich sein – so wie es Webinare und Online-Meetings für uns alle in den letzten zwei Jahren geworden sind“, so Tschabitscher abschließend.