„Notarzt“ für das steirische Gesundheitswesen

Ein politisch „Schwarzer“, der sportlich die „Roten Teufel“ liebt: Der Internist Karlheinz Kornhäusl (41) ist seit Mitte Oktober Nachfolger von Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) als Landesrat für Gesundheit, Pflege und Sport. Letzteres deshalb, weil sein Herz für den Grazer Athletiksport Klub (GAK) schlägt, der sich derzeit als Tabellenführer in der zweiten Liga anschickt, wieder erstklassig zu werden. Der verheiratete, zweifache Familienvater und passionierte Tennisspieler Kornhäusl war bis zum Wechsel in die steirische Landesregierung Vorstandsmitglied und Schriftführer beim GAK.

Nachwuchshoffnung der Volkspartei

Mit Karlheinz Kornhäusl übernimmt ein Facharzt für Innere Medizin das Gesundheitsressort des Landes Steiermark und erbt damit umstrittene Themen wie das Leitspital Liezen, Personalmangel im Gesundheitsbereich und Spitalsumstrukturierungen. Ärzt:innen in politischen Entscheidungspositionen haben es nicht leicht, das zeigt der Blick in die Geschichte – einerseits, weil ihnen aufgrund der Ausbildung nicht selten eine verengte Perspektive nachgesagt wird, und andererseits, weil die eigene Berufsgruppe auch bestimmte Erwartungen hat. Kornhäusl ist allerdings kein politischer Neuling, sondern bringt viel Erfahrung am politischen Parkett mit. Nicht zuletzt galt und gilt er als Nachwuchshoffnung der Volkspartei. Und er ist als zielstrebig und durchaus karrierebewusst bekannt. Kornhäusl hatte erst im März 2023 den Vorsitz in der ÖVP-Bundesratsfraktion in Wien übernommen. Seit ­Dezember 2019 ist er Mitglied des Bundesrates. Seit gut einem Jahr ist er auch stellvertretender Landesparteiobmann der ÖVP in der Steiermark.

Politisch aktiv war der Arzt bereits als ­Jugendlicher, zuerst als Sprecher der ÖVP-nahen Schülerunion, dann bei der Jungen ÖVP, als Soldatensprecher im Grundwehrdienst sowie danach auch beim ÖAAB Graz. In der Ärztekammer war er als Obmann-Stellvertreter der Kurie Angestellte Ärzte Vorstandsmitglied der Ärztekammer Steiermark sowie auf Bundesebene Obmann-Stellvertreter der Bundeskurie Angestellte Ärzte und Obmann der Bundessektion Turnusärzte. Seit März 2020 war er als Oberarzt am LKH Graz II, Standort West, tätig.

Karlheinz Kornhäusl hat seinen Job als Arzt mit dem des Gesundheitslandesrates getauscht; © ÖVP Steiermark

Kurskorrektur im Gesundheitsbereich

Angesichts dieser Karriere überraschte es auf den ersten Blick doch, dass Kornhäusl bei seiner Wahl zum Landesrat auch die Stimmen der steirischen Kommunist:innen erhielt. „Es braucht nicht nur einen Wechsel von Personen, sondern endlich auch einen Wechsel in der Politik, eine Kurskorrektur – vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich. Gegen die Ausdünnung der Versorgung in den Regionen, für einen raschen Ausbau der Primärversorgungszen­tren, mehr Ausbildungsplätze für die Di­plompflege etc. Wir werden den künftigen Landesrat Kornhäusl an seinen Taten messen“, begründete KPÖ-Landesparteivorsitzende Claudia Klimt-Weithaler den Schritt. Dieser hat nicht zuletzt deshalb Gewicht, weil die KPÖ in Österreichs zweitgrößter Stadt Graz den Gesundheitsstadtrat stellt und damit auch inhaltlicher Widerpart der Landes-ÖVP ist. „Nach langen Jahren einer völlig verfehlten Zusperr- und Ausdünnungspolitik erwarten wir uns von Landesrat Kornhäusl als Mann vom Fach, dass er die nötige grundlegende Kurskorrektur im Gesundheits- und Pflegewesen vollzieht. Auch in puncto ‚Anstellung für pflegende Angehörige‘ erhoffen wir uns von ihm neue Impulse. Als Zeichen des guten Willens haben wir heute für ihn gestimmt“, so die KPÖ-Klubobfrau weiter.

Die Latte liegt also hoch, gleichzeitig zeigt die Wortmeldung aber auch die Breite von Kornhäusls Gesprächsbasis. Er wolle eine Koalition mit allen im Landtag vertretenen Fraktionen eingehen – „eine Koalition für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer“, betont Kornhäusl selbst.

Das Ziel: Wohl der Menschen

Als jemand, der viele Jahre im Gesundheitssystem gearbeitet hat, kenne er die Probleme, die Nöte, die Sorgen sowohl der Mitarbeiter:innen also auch der Patient:innen, sagt er. „Jetzt habe ich die Möglichkeit, am System zu arbeiten und Antworten für diese Probleme, Nöte und Sorgen zu finden. Für mich ist dabei klar: Ob Arbeit im System oder Arbeit am System – es ist eine Arbeit für die Menschen.“ Strukturen, Geld und Prozesse seien wichtig, „aber sie müssen einem einzigen Ziel folgen. Einem Ziel, das mich als Arzt geleitet hat und mich auch weiterhin leiten wird: dem Wohl der Menschen“.

Bei seiner Vorstellung als neuer Landesrat zog Kornhäusl Parallelen zwischen seinem Beruf, seiner langjährigen Tätigkeit als Notarzt und seinen bisherigen politischen Aufgaben: „Als Notarzt muss man schnelle Entscheidungen treffen, wenn sie notwendig sind. Ganz besonders geht es aber in der Medizin und in gleichem Maße in der Politik auch darum, zuzuhören und anzuhören, was jemand zu sagen hat, und aus diesem Gespräch dann die wesentlichen Informationen mitzunehmen, wo der Schuh drückt, und die richtigen Schlüsse zu ziehen und Lösungen abzuleiten. Da trennt die Politik vom Arztberuf gar nichts.“

Er sei sich bewusst, dass das Gesundheitsressort „kein einfaches und ein durchaus ­herausforderndes“ sei. Vor allem in der Pandemie habe es jemanden gebraucht, der ­Entscheidungen trifft und vorne steht, meinte er mit Blick auf Bogner-Strauß. „Das ist nicht immer einfach und nicht immer populär, aber notwendig“, fügt er hinzu. Allerdings gibt es gerade in der Steiermark zahlreiche Baustellen, wie zuletzt die Kritik an der Personalknappheit in den Spitälern gezeigt hat. Im Sommer mussten zeitweise sogar Intensivpatienten aus der Klinik Graz nach Kärnten ausgeflogen werden, weil Personal zur Betreuung fehlte. Kornhäusl ist dennoch überzeugt: „Wir haben in Österreich und in der Steiermark ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, aber wir dürfen nie aufhören, besser zu werden. Es gibt Probleme und große Herausforderungen, die wir gemeinsam lösen müssen.“ Er sei aber nicht der Typ, „der sich weggeduckt hat, wenn Herausforderungen auf mich zugekommen sind“. In den vergangenen Jahrzehnten hätten sich Ärzt:innen zunehmend spezialisieren müssen: „Den Allrounder gibt es nicht mehr.“ Hinzu komme der gesellschaftliche Wandel. Daher sei es wichtig, „starke, schlagkräftige Spitäler im Land zu haben“, die eine 24-Stunden-Rundum­versorgung auf höchstem medizinischem Niveau gewährleisten können. Ob ihm das gelingt, wird sich zeigen.