Pflegekräfte entscheiden mit!

„Die pflegerische Leistung wird im ­Gesundheitssystem oft einfach ‚mitgedacht‘ und ‚mitverrechnet‘, statt explizit als eigene Leistung ausgewiesen zu werden, wie es dem hohen Stellenwert der Pflege eigentlich angemessen wäre. Denn viele Leistungen im Gesundheitsbereich könnten ohne Pflege nicht erbracht werden“, erklärt Potzmann. Doch nach außen sei es gar nicht so leicht zu vermitteln, was Pflege alles ist, denn die Aufgaben sind sehr vielfältig: von der Akut- und Notfallpflege über die mobile Pflege bis hin zur Langzeitpflege. „Man kann es so zusammenfassen: Wenn Medizin Leben rettet, dann rettet Pflege Lebensqualität“, betont Potzmann.

Pflegepersonen müssen für Fortbildungen zahlen, Ärzt:innen eher nicht …

Auch für Pflegeberufe gilt eine Fortbildungspflicht: 60 Stunden in 5 Jahren müssen ­absolviert werden. „Generell sind Pflegepersonen sehr bildungswillig und viele Kolleg:innen nehmen dafür auch viel Geld in die Hand – allerdings schlägt sich dies im beruflichen Weiterkommen leider nicht nieder, denn Weiterbildungen werden im Pflegebereich von den Arbeitgeber:innen nicht immer honoriert“, kritisiert die ÖGKV-Präsidentin.

Sie kann zudem nur schwer nachvollziehen, warum Pflegekräfte meist für ihre Fortbildungen selbst zahlen müssen, Ärzt:innen – die mehr verdienen als Pflegepersonen – hingegen nicht. „Dies liegt daran, dass Ärztefortbildungen von Sponsoren finanziert werden, Pflegefortbildungen jedoch eher weniger. Sponsoren vergessen leider oftmals, dass Pflegekräfte bei sehr vielen Entscheidungen im Gesundheitsbereich, auch was Anschaffungen betrifft, mitentscheiden! Denn bei vielen Abläufen im Betreuungsalltag in der Akut- und Langzeitpflege oder z.B. auch bei EDV-Programmen ist die Pflege die, die diese ausführt bzw. benutzt – und daher auch bei der Anschaffung heutzutage zum Glück mitreden kann“, so Potzmann.

Fortbildungstrend Spezialisierungen

Für Pflegefortbildungen wünscht sich Potzmann, dass die drei Berufsgruppen – der gehobene Dienst, die Pflegeassistent:innen und Pflegefachassistent:innen – separat angesprochen werden, damit alle maßgeschneiderte Angebote erhalten: „Zudem zeigt sich bei den gehobenen Diensten ein Drang in Richtung Spezialisierung – international ist das schon längst üblich. Diese Vertiefung bestimmter Kompetenzen sollte durch Fortbildungsangebote aufgegriffen werden.“

Zusammenarbeit mit MEDahead

Quen, eine Initiative des Fortbildungsanbieters MEDahead, widmet sich voll und ganz dem Angebot von Pflegefortbildungen und wird vom ÖGKV unterstützt (siehe Kasten): „Der ÖGKV fühlt sich auch für die Qualitätssicherung im Pflegebereich zuständig. Daher war es uns wichtig, auch im Bereich Fortbildung mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der Qualität anbietet“, erläutert Potzmann die Beweggründe dieser Kooperation.

Zukunftsperspektiven: Alle Kräfte bündeln!

Mit 12. 5. 2023, dem internationalen Tag der Pflege, hat der ÖGKV eine Kampagne gestartet, um vor der Nationalratswahl 2024 nochmals die Pflege in den Fokus zu rücken, denn „alle Parteien sollten diesem wichtigen Thema in ihren Wahlprogrammen entsprechende Beachtung schenken. Die Gesellschaft hat ein Recht auf Pflege! Pflegegeld zur Verfügung zu stellen ist zu wenig, es müssen auch entsprechend ausgebildete Pflegepersonen verfügbar sein“, unterstreicht Potzmann.

„Pflegefortbildungen mit spezifisch ausgerichteten Schwerpunkten, welche gezielt für die Berufsgruppen in der Pflege konzipiert sind und somit unser Gesundheitspersonal fachlich stärken, müssen niederschwellig zugänglich sein. Gerade Pflegepersonal, welches auf dem besten wissenschaftlichen Wissensstand arbeitet, kann so gut unterstützt werden.“

Karin Eder, externe Beraterin aus der Pflege, Vortragende bei Quen-Veranstaltungen

„Unser Ziel bei Quen ist es, hochqualitative kostenfreie Pflegefortbildung anzubieten. Das ist nur mit entsprechender Unterstützung der Industrie möglich.“

Eva Pernek, Geschäftsführerin MEDahead