Science first!

„Bei Vertex wird das Motto ,The Science of Possibility‘, also die ,Wissenschaft der Möglichkeiten‘, wirklich ernst genommen. Das Unternehmen ist bestrebt, die klügsten Köpfe zusammenzubringen, um für schwere Erkrankungen mit einem hohen ungedeckten Bedarf neue Therapieoptionen zu schaffen“, betont Thill. Dabei setzt das Unternehmen in der Forschung auf einen besonderen Zugang, um innovative und transformative Medikamente zu entwickeln: „Bei Vertex geht es darum, eine Erkrankung und die menschliche Biologie dahinter grundsätzlich zu verstehen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wird anschließend überlegt, wie die Entwicklung von Therapieoptionen stattfinden kann.“ Dabei werden immer verschiedene Ansätze aus unterschiedlichen Blickwinkeln verfolgt. „Erst wollen wir die Ursache der Erkrankung verstehen und dann ein Werkzeug zur Behandlung ­finden. Um das zu erreichen, werden die Forscher:innen bestmöglich unterstützt. Vertex hat zum Beispiel ein eigenes Team, um explizit Geräte zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse unserer Forscher:innen ausgerichtet sind. Zudem wird auch immer in Betracht gezogen, ob Kooperationen sinnvoll sein könnten“, erläutert Thill. Weil die Wissenschaft bei Vertex so im Vordergrund steht, fließen mehr als 70% der Betriebsausgaben in Forschung und Entwicklung und drei von fünf Vertex-Mitarbeiter:innen sind in diesem Bereich tätig!

Vertex forscht weiter

Als Beispiel für die großen Ziele des ­Unternehmens beschreibt Thill die Situation bei der zystischen Fibrose (CF, auch als Mukoviszidose bekannt), einer angeborenen Stoffwechselerkrankung: „2012 haben wir den ersten CF-Modulator auf den Markt gebracht, 2015 folgte die erste Zweifachkombination, 2020 die erste Triplekombination. Mit den Therapien, die Vertex derzeit zur Verfügung stellen kann, können potenziell 90% der CF-Betroffenen behandelt werden. Damit gehört die Therapie der CF zu den großen Erfolgen des Unternehmens. Doch es ist unser Ziel, auch für die übrigen 10% wirksame Therapien anbieten zu können. Und unser ganz großes Ziel ist natürlich die Heilung der zystischen Fibrose.“ Auch bei anderen schweren Erkrankungen wie z.B. Beta-Thalassämie, ­Sichelzellerkrankung, Schmerz, Alpha-1-Antitrypsinmangel, APOL1-assoziierte Nierenerkrankung, Duchenne-Muskeldystrophie und Typ-1-Diabetes will Vertex die Forschung entscheidend vo­ranbringen. Derzeit ist Vertex daher an 62 klinischen Studien weltweit beteiligt, einige davon laufen auch in Österreich. „Die Zell- und Gentherapien sind hier sehr wichtige Ansätze, die für einige der erwähnten Erkrankungen neue Möglichkeiten eröffnen können“, so Thill.

Österreich als Innovationsstandort ­erhalten

Thill attestiert Österreich eine hohe Exzellenz in der Forschung, sehr gut ausgestattete Spitäler, gute Ausbildungsplätze sowie verlässliche Behörden, die Planungssicherheit ermöglichen – und das alles bei einer relativ stabilen Wirtschaftslage. „Das heißt, der Pharmastandort Österreich ist grundsätzlich gut aufgestellt, wobei ich mich für ein transparentes und einheitliches System der Kosten-Nutzen-Bewertung spezifisch für innovative Medikamente ­einsetzen möchte, um innovative Medikamente möglichst rasch zu den Patient:innen zu bringen“, erklärt Thill. Sieht sie also den Standort Österreich in Gefahr? „Nein. Aber es braucht einen Konsens aller Stakeholder, dass Österreich ein innovativer Standort bleiben soll – dann schaffen wir das auch!“ Von der Politik wünscht sich die Vertex-Country-Managerin diesbezüglich, dass diese klar Stellung bezieht, dass Forschung, Wissenschaft und Innovation relevant sind. „Alle Stakeholder – sei es Politik, Wissenschaft, Wirtschaft etc. – sollten hier mit einer Stimme sprechen“, fordert Thill.

Technologie beschleunigt Wandel

Thill plädiert dafür, neuen Technologien offen und pragmatisch zu begegnen. „Letztendlich haben wir alle einen gemeinsamen Wunsch: den Patient:innen einen schnellen und nachhaltigen Zugang zu Innovationen zu ermöglichen“, betont sie. Das Potenzial neuer Technologien liegt u.a. in der verkürzten Entwicklungszeit neuer Medikamente, wie sie es bereits in den letzten Jahren beobachtet hat: „Ich staune selbst immer wieder, wie schnell beispielsweise Vertex es schafft, mit seinem starken Fokus auf Forschung und Entwicklung neue Technologien zu entwickeln. Hier eröffnet sich eine unglaubliche Innovationskraft.“

Kostendruck mit Innovationen begegnen

Eine große Herausforderung der nächsten Jahre sieht Thill im größer werdenden Spannungsfeld zwischen den ökonomischen Herausforderungen für die Gesundheitssysteme und der Kosten- und Risikosteigerung in der Entwicklung und Erforschung von innovativen Medikamenten aufseiten der Pharmaindustrie. „Für mich lautet die entscheidende Frage auch in diesem Zusammenhang: Wie innovationsfreundlich sind wir? Wir können die Herausforderungen der Zukunft meistern, auch in finanzieller Hinsicht. Aber dafür werden wir neue Wege gehen müssen, z.B. auch in Bereichen wie Prävention und Diagnostik. Denn hier ist vieles möglich, das helfen könnte, Kosten einzusparen“, erklärt Thill. Seitens der Pharmaunternehmen gibt es ihrer Meinung nach schon jetzt den Trend, im eigenen Haus Kosten zu verringern, um die Effizienz zu steigern: „Auch die Pharmafirmen sind bereits im Wandel und bemühen sich, schlanker, agiler und flexibler zu werden.“

Inklusion und Diversität leben

Um für die Zukunft mit den besten Talenten gerüstet zu sein, hält Thill es für äußerst wichtig, dass Unternehmen die Relevanz von Werten wie Inklusion, Diversität und Gleichstellung erkennen und leben: „Das ist etwas, das ich bei Vertex zum Beispiel sehr schätze: Ich habe hier die Möglichkeit, bei diesen Themen jene Schwerpunkte besonders zu betonen, die ich für Österreich als wichtig empfinde. Für mich ist das derzeit zum einen der individuelle, wertschätzende Umgang mit Mitarbeiter:innen. Zum anderen möchte ich auch ein besonderes Augenmerk auf Frauen im Unternehmen legen. Ein berufliches Vorankommen muss auch für Teilzeitkräfte – die ja meistens Frauen sind – möglich sein!“