Smarte Schnittstelle zwischen ­Hersteller und Kund:innen

NextPharma Logistics ist einer der führenden Anbieter von Pharmalogistikdienstleistungen in der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Das Unternehmen ist bereits seit den 1990er-Jahren aktiv und bietet seine Services ausschließlich für die Healthcare-Branche an. Die Firmenphilosophie setzt auf maximale Kundenzufriedenheit durch „Speed, Passion and Service“. „Wir möchten die Fragestellungen und Herausforderungen unserer Kunden verstehen und hierzu passende Lösungen liefern“, erläutert Christian Pieper, Geschäftsführer von NextPharma Logistics.

Investitionen in Modernisierung

In den letzten Jahren hat NextPharma ­Logistics stark in Kapazitäten, technische Möglichkeiten und die Qualität seiner ­Services investiert. „Wir haben einen Modernisierungskurs mit einhergehenden Neueröffnungen in die Tat umgesetzt und State-of-the-Art-Logistikzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert“, berichtet Pieper. So wurde im Frühjahr 2018 ein hochmodernes Logistikzentrum in Großebersdorf, direkt vor den Toren Wiens, eröffnet und die Kapazitäten im ­österreichischen Markt konnten damit ­verdreifacht werden. 2020 wurde das neue Logistikzentrum in Schaffhausen in der Schweiz in Betrieb genommen. 2022 wurde dann der Neubau eines weiteren Logistikzentrums in Deutschland bezogen. Zudem wurde 2023 im Customer Service sowie im Finance-­Bereich das SAP S/4HANA in der Cloud-­Lösung eingeführt und damit ein in Piepers Augen wichtiger Schritt in Richtung Zukunftssicherheit gesetzt, denn das System ermöglicht noch bessere, stabilere Prozesse bzw. teilweise besser automatisierte Prozesse.

Herausforderung Fachkräftemangel

Wichtige Grundlage für Services auf hohem Qualitätsniveau sind für Pieper qualifizierte und engagierte Mitarbeiter:innen. „Diesbezüglich macht uns der Fachkräftemangel in Österreich und Deutschland schon sehr stark zu schaffen“, erzählt er. Mit Blick in Richtung ­Zukunft glaubt Pieper, dass künstliche Inte­l­ligenz (KI) vermutlich die Arbeitslast bei Standardprozessen reduzieren und dadurch gewisse Arbeitsumfelder attraktiver machen wird. So wäre es beispielsweise für die Customer-Service-Mitarbeiter:innen im Bereich Auftragsimporte bereits eine Erleichterung, wenn Faxe durch andere Tools ersetzt werden würden: „Dann könnten die Mitarbeiter:innen ihre Arbeitszeit besser nutzen und einen echten Mehrwert liefern“, ist Pieper überzeugt.

Eine andere Herausforderung sieht er hinsichtlich der Medikamentenversorgung im Markt, genauer gesagt, bezüglich der veränderten Liefersituation diverser Produkte. „Relativ lange Lieferunfähigkeiten erschweren auch bei uns die Planungssicherheit für die Arbeitsschichten. Solche Verspätungen führen dazu, dass wir mehrere Tausend Aufträge als Nachlieferaufträge relativ zeitnah wieder in den Markt schicken müssen, zusätzlich zum Tagesgeschäft.“ Um diese Situation zu erleichtern, hat das Unternehmen auch hier in technische Möglichkeiten investiert, sodass beispielsweise über Express-Kommissionierlinien solche Nachlieferaufträge erleichtert abgewickelt werden können.

Österreichs Vorteil: Zentrale Zuständigkeit

In Bezug auf das österreichische Gesundheitssystem hebt Pieper aus der Sicht des Pre-Wholesalers-Pharmalogistikers die zen­trale Zuständigkeit des BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) für Bewilligungen als großen Vorteil hervor. Ein ähnliches Modell würde sich Pieper für Deutschland wünschen – und dieses wäre seiner Ansicht dort auch machbar, „aber derzeit haben wir in Deutschland unterschiedlichste regionale Aufsichtsbehörden, die sich in Nuancen auch in den Auffassungen und Umsetzungen unterscheiden. Hier ist die Situation in Österreich absolut positiv hervorzuheben“, so Pieper.

Neuregelung der Abverkaufsfristen

Eine Neuregelung der Abverkaufsfristen nach § 25a Arzneimittelgesetz (AMG) soll in Österreich sicherstellen, dass wirksame und sichere Produkte länger am Markt bleiben. Durch die Novelle wird der vormalige § 25a Abs. 1 Z 1 gestrichen; es erfolgt eine Angleichung der Abverkaufsfristen für pharmazeutische Unternehmer (Hersteller und Großhändler) an jene von anderen zur Abgabe Berechtigten (z.B. Apotheken). Das Inverkehrbringen ist somit bis zum jeweiligen Verfallsdatum möglich, sofern diese Übergangsfrist aus Gründen der Arzneimittelsicherheit vertretbar ist. Pieper sieht dieser Gesetzesänderung mit einigen Zweifeln entgegen: „Bei einigen Lieferengpässen geht es darum, dass gewisse Märkte einfach nicht ausreichend attraktiv sind für die Pharmahersteller, z.B. aufgrund der dort herrschenden Preisgestaltung, die es teils nicht möglich macht, Produkte wirtschaftlich zu vertreiben. Und Österreich gehört zu den Niedrigpreisländern im Pharmasektor“, erklärt Pieper. Daher wäre seiner Ansicht nach eine europaweite Regelung der Preisbänder ein möglicher Ansatz gegen Lieferengpässe. Zudem gibt es laut Pieper nur eine sehr geringe Akzeptanz von Produkten, die eine Restlaufzeit von rund sechs Monaten haben: „Diese werden in der Regel nicht mehr angenommen. Wir vernichten derzeit oftmals Ware, die aus Qualitätssicht noch vollumfänglich in Ordnung ist, aber aus kommerzieller Sicht nicht mehr verkäuflich ist, weil sie kein Kunde mehr akzeptiert. Hier wäre ein Umdenken der Beteiligten und mitunter eine Informationskampagne in Richtung Kund:innen notwendig, um gewisse Lieferengpässe überbrücken zu können.“

Produktionskapazität in Europa stärken

Die aktuelle Diskussion darüber, die Produktionskapazitäten in Europa zu stärken und auszubauen, findet Pieper sehr wichtig: „Letztendlich müssen die Rahmenbedingungen dazu beitragen, den europäischen Markt wieder attraktiv zu gestalten und die Produktion in den europäischen Staaten vermehrt zu fördern.“ Dazu gehört in seinen Augen auch, Rohstoffe, Wirkstoffe etc. in Europa verfügbar zu haben, was derzeit nur bedingt der Fall ist.

Zukunftspläne

Auch für die nächsten Jahre plant NextPharma Logistics einen weiteren Ausbau der Ka­pazitäten und will innovative und smarte ­Lösungen implementieren, um neben den qualitativen und regulatorischen Aspekten auch ökologisch und ökonomisch der optimale Partner zu sein. So wurde beispielsweise eine NextGreen-Logistics-Initiative ins Leben gerufen, mit der seit vielen Jahren erfolgreich an der Reduzierung des CO2-Footprints gearbeitet wird. „Wir haben u.a. intelligente Lösungen etabliert, durch die wir die Zustellung der Waren auf der letzten Meile an die Marktkunden weitaus nachhaltiger gestalten können. Zudem drucken wir Lieferscheine auf Graspapier und sparen damit jede Menge Wasser und Holz ein“, nennt Pieper einige Beispiele.

Letztendlich will man durch diese und viele weitere kleine und größere Schritte in den nächsten zwei Jahren klimaneutral werden. „Unser ganz großes Ziel bleibt natürlich, die besten verfügbaren Healthcare-Logistik­lösungen für unsere Kunden und die Patient:innen zu bieten. Geografisch decken wir die D-A-CH-Region ab, bieten aber aus der D-A-CH-Region heraus zudem Lösungen an, die weltweit aufgesetzt sind. So beliefern wir für unsere Kunden weltweit die Märkte, vom kleinen Paket bis hin zur vollen Containersendung. Und wir überlegen durchaus, uns auch in anderen Märkten zu etablieren“, so Pieper abschließend.