Ärztemangel gefährdet Drogen-Substitutionstherapie

Laut dem neuen Bericht der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EMCDDAbefinden sich in Österreich rund 50 Prozent der Opiatabhängigen in Drogenersatztherapie. Doch der zunehmende Ärztemangel droht  dieses für die Betroffenen wichtige System brüchig zu machen, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
„Die Substitutionstherapie ist in Österreich eine Erfolgsgeschichte“, sagte Norbert Jachimowicz, Leiter des Referats für Substitutionsangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer. Die Situation ist in Österreich vor allem aus gesundheitspolitischen Gründen extrem unterschiedlich. In Wien sind derzeit 310 niedergelassene Ärzte in der Substitutionstherapie aktiv und betreuen rund 80 Prozent der etwa 6.500 Patienten in der Bundeshauptstadt. Nur 18 Prozent der Behandelten werden in Wien in Institutionen versorgt. In Österreich gibt es rund 18.600 Substitutionspatienten.
In Tirol existieren auf diesem Gebiet vier Institutionen, drei Bezirke sind ohne Versorgung. In Kärnten gibt es faktisch ausschließlich eine Betreuung in Institutionen. In der Steiermark sind es nur 50 Ärzte in der Substitutionstherapie (Graz: 900 Patienten für acht niedergelassene Ärzte und wenige Einrichtungen). In Oberösterreich betreuten beispielsweise im Jahr 2017 60 niedergelassene Ärzte 1.733 Substitutionspatienten. Sowohl auf die Institutionen als auch bei den niedergelassenen Ärzten beginnt der demografisch bedingte Ärztemangel durchzuschlagen. „Der Anteil der über 55-jährigen Ärzte liegt in Wien bei 30 Prozent. Es wird schwieriger, Nachfolger für die Betreuung dieser Patientengruppe zu finden“, sagte Jachimowicz. Viele Ärzte hätten die Ausbildung für die Drogen-Substitutionstherapie, sind dann aber darin nicht tätig.
Während weltweit die „US-Opiatkrise“ für Aufsehen sorgt, sei die seit 1987 in Österreich etablierte Substitutionstherapie gerade ein wirksames Gegenmittel, betonte der Wiener Suchtspezialist Alfred Springer: „Die Zugänglichkeit zur Substitutionstherapie trägt dazu bei, solche Krisen wie in den USA zu verhindern.“ Auch Martin Schaffenrath von der Österreichischen Gesundheitskasse betonte den Wert der Behandlung: „Jeder einzelne Patient wird zu einem Erfolg, wenn wir ihn wieder in den Arbeitsprozess bekommen.“ Das könne durch die Stabilisierung von Opiatabhängigen im Rahmen der Substitutionstherapie erreicht werden. (APA)