Ärztezahlen: Neue OECD-Studie wirbelt erneut Staub auf

Die OECD hat am Donnerstag erneut Zahlen vorgelegt, wonach Österreich viele Ärzte und eine „leicht überdurchschnittliche Anzahl an Medizin-Absolventen“ hat. Die Ärztekammer sieht das anders und wirft der Organisation unkorrekte Vergleiche vor.

Österreich verfügt im internationalen Vergleich über eine hohe Anzahl an Ärzten pro Einwohner sowie eine leicht überdurchschnittliche Anzahl an Medizin-Absolventen. Das zeigt die am Donnerstag präsentierte OECD-Studie „Gesundheit auf einen Blick“ 2019, die damit erneut für Debatten sorgt. Demnach mangelt es in Österreich insgesamt nicht an Ärzten, sondern an deren optimaler Verteilung. Im OECD-Vergleich kommen nämlich im Schnitt 5,2 praktizierende Ärzte auf 1.000 Einwohner. Das ist Platz zwei hinter Griechenland (6,1) und weit über dem OECD-Schnitt von 3,5. Die Nachbarländer Schweiz und Deutschland kommen auf durchschnittlich jeweils 4,3 Ärzte pro 1.000 Einwohner.

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres relativiert die OECD-Angaben: Hierzulande sei ein Drittel nämlich nur teilbeschäftigt, erklärte er. Außerdem würden die in Ausbildung befindlichen Mediziner hinzugerechnet, was in anderen Ländern nicht der Fall sei. Szekeres verwies auf die Statistik der Österreichischen Ärztekammer, die mit Jahresende 2018 bundesweit 46.337 Ärzte ausweist. Rechnet man die Zahl in Vollzeitäquivalente um, kommt die Kammer auf nur 39.110. Lasse man dann noch die Turnusärzte weg (8.085, in Vollzeitäquivalenten 7.382), finde man sich im OECD-Mittelfeld.

Bei den Medizin-Absolventen zeigt sich laut OECD ein differenziertes Bild: Jährlich schließen hierzulande im Schnitt 14,4 Personen pro 100.000 Einwohner ein Medizin-Studium ab. Das ist zwar noch immer mehr als im OECD-Schnitt (13,1), liegt aber hinter den Spitzenländern wie Irland (24,9) oder Dänemark (21,5). Zum Vergleich: Die deutschsprachigen Nachbarländer Deutschland und die Schweiz haben jeweils weniger Absolventen als Österreich (12,0 bzw. 11,2). Allerdings sind die dortigen Arbeitsplätze offenbar wesentlich attraktiver für ausländische Ärzte als in Österreich: Laut OECD wurden in der Schweiz 34 Prozent der Ärzte im Ausland ausgebildet. In Deutschland liegt der entsprechende Prozentsatz bei zwölf Prozent, in Österreich nur bei sechs Prozent (OECD-Schnitt: 18 Prozent). Das bestätigt die aktuelle Debatte, dass aus Österreich junge Ärzte nach der Ausbildung ins Ausland abwandern. (red)