„Agenda Krebs 2030“: Onkologen sehen Versorgung gefährdet

(c) Martin Hörmandinger

Sieben onkologisch-medizinische Fachgesellschaften haben am Donnerstag ihre Forderungen an die zukünftigen politischen Entscheidungsträger vorgestellt. Sie wollen eine Verdoppelung des Leistungsangebotes.

Die bestmögliche Versorgung in Österreich sei in Gefahr, da die Strukturen aufgrund der massiv steigenden Patientenzahlen bald nicht mehr ausreichen, kritisierte Wolfgang Hilbe, Präsident der Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. „Die Menschen werden immer älter – und Krebs ist eine Krankheit des Alters“, sagte Hilbe im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Dadurch steige die Zahl der zu betreuenden Patienten und dank verbesserter Diagnostik sowie innovativer Therapien erfreulicherweise auch die Überlebensrate. Bis 2030 erhöhe sich die Zahl der Menschen mit einer Krebserkrankung um 40 bis 50 Prozent – man versuche, die Krankheiten zu chronifizieren. Das erfordere aber neue strukturelle Bedingungen. So müsse das Leistungsangebot ebenfalls verdoppelt werden, sonst könnte die State-of-the-Art-Behandlung bald der Vergangenheit angehören, warnte Hilbe.

Weiters gebe es mittlerweile eine regelrechte Wissensexplosion. Jährlich steigern sich die wissenschaftlichen Publikationen um rund acht bis neun Prozent, berichtete Sigurd Lax von der Gesellschaft für klinische Pathologie und Molekularpathologie. Nicht zuletzt werde der Bereich natürlich auch immer komplexer, daher müsste auch die interdisziplinäre Vernetzung angepasst werden. „100 neue Medikamente sind in den letzten fünf Jahren in die Zulassung gebracht worden“, sagte Hilbe. „Der Wissenstransfer muss zu den Patienten gebracht werden.“

Die Experten sehen zudem einen drohenden Mangel an Fachärzten, einerseits durch die bevorstehende Pensionierungswelle, andererseits würden viele in Österreich ausgebildete junge Fachärzte ins Ausland gehen. Nur sechs von zehn Ärzten bleiben nach dem Studium in Österreich. Für den Ärzte-Nachwuchs gehörten daher die Arbeitsbedingungen hierzulande dringend verbessert, etwa in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Fachärzte müssten außerdem unbedingt von administrativer Arbeit, die sie derzeit selbst übernehmen, entlastet werden.

Auch an der Hardware mangle es: „Wir brauchen bessere und flächendeckende Ausstattung“, forderte Lax. Der onkologischen Chirurgie etwa fehle es an moderner OP-Ausstattung. Auch die Digitalisierung in der Medizin sei für eine moderne Behandlung unumgänglich, dafür fordere man ein „nationales Programm der Digitalisierung der intramuralen Krankenhausversorgung“. Im Sinne der Patienten sei auch ein Commitment zu Klinischen Studien notwendig. Diese seien derzeit in Österreich rückläufig, weil an den Krankenanstalten die Ressourcen fehlen. (APA)