Behörden sehen Wiederaufleben der Corona-Infektionen zwiespältig

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Die Zahl der bestätigten Neuinfektionen mit dem Coronavirus nimmt in vielen Ländern Europas wieder zu. Der Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die WHO warnen vor den Entwicklungen, schätzen die Gefahr aber zwiespältig ein.

Das Wiederaufleben der Corona-Infektionen liegt zum einen an der Zunahme von Tests, zum anderen aber auch an der Lockerung von Corona-Maßnahmen, teilt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in seiner jüngsten Risikobewertung mit. Von der Bewertung waren die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und Großbritannien umfasst. Viele Staaten testeten jetzt bereits milde Verdachtsfälle ohne Symptome, was zu der Zunahme der Fallzahlen beitrage, erklärte das in Schweden ansässige Zentrum. Zum anderen gebe es in einigen Ländern „ein echtes Wiederaufleben an Fällen“, das eine Folge davon sei, dass die Maßnahmen zum Abstandhalten gelockert worden seien.

Weitere Anstiege der Infektionszahlen und mit ihnen zusammenhängenden Krankenhausaufenthalten und Todesfällen könnten vermindert werden, indem ausreichende Kontrollmaßnahmen rechtzeitig wiedereingeführt oder verstärkt würden. Zugleich sei es natürlich, dass die Menschen weniger achtsam bei der Einhaltung der Maßnahmen geworden seien. Dem müsse mit der richtigen Kommunikation entgegengewirkt werden.

„Während die Zahl der in Europa gemeldeten Fälle über den Sommer hinweg nach dem Höhepunkt Anfang dieses Jahres zurückgegangen ist, hat es einen jüngsten Anstieg der Fallzahlen gegeben“, resümierte ECDC-Chefwissenschafter Mike Catchpole. Nach Ansicht des ECDC sei das Risiko moderat, dass es in Ländern zu einem weiteren Anstieg kommen werde, in denen geeignete Maßnahmen zum Abstandhalten und zur Hygiene Verwendung fänden und die Mittel zum Testen und zur Kontaktverfolgung bestünden. Für Länder, in denen dies nicht umgesetzt oder verstärkt werde, sei dieses Risiko dagegen sehr hoch.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird es bis auf Weiteres immer wieder zu steigenden Corona-Zahlen kommen. „Man kann es eine zweite Welle nennen, man kann es eine zweite Spitze nennen, man kann es ein Aufflammen nennen, man kann es nennen wie man will – nimmt man den Druck von diesem Virus, kommt das Virus zurück“, sagte WHO-Experte Michael Ryan am Montag in Genf. „Ich weiß, das wollen die Leute nicht hören, aber das ist die Realität“, fügte Ryan hinzu. Es sei außergewöhnlich schwer, das Virus zu stoppen. Die Aufgabe besteht laut Ryan darin, durch Nachverfolgung, Tests und lokale Maßnahmen Ausbruch für Ausbruch schnell zu bekämpfen und so weitere landesweite Lockdowns wie im Frühjahr zu vermeiden.

Für den globalen Kampf gegen die Pandemie fehlt nach Ansicht der WHO aber vor allem Geld. Es würden mehr als 100 Milliarden US-Dollar (84,62 Milliarden Euro) allein für die Impfstoffe benötigt, man habe bisher nur zehn Prozent erreicht, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die kommenden drei Monate seien entscheidend, sagte er mit Blick auf Impfstoffe bei einem Briefing in der WHO-Zentrale in Genf. „Um dieses Zeitfenster zu nutzen, müssen wir jedoch die Investitionen erhöhen.“ Es gebe eine große Lücke zwischen den Möglichkeiten und den Geldern, die weltweit bereitgestellt würden. Es sei nie zu spät, die Pandemie zu stoppen, sagte Tedros in New York. (APA/red)