Corona als Durchbruch für Datenmanagement

(c) Solgenium

Kapazitätsplanungen und Ressourcenmanagement haben mit der Corona-Krise im Gesundheitswesen an Bedeutung gewonnen, stellen die beiden Gründer von Solgenium, Martin Lichtenberger und Andreas Diensthuber fest. Das Unternehmen hat Spitälern national und international geholfen, kurzfristig auf Entwicklungen reagieren zu können.

Die Regierung stützte sich bei den Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus vor allem auch Datenanalysen und Komplexitätsforscher. Doch auch in anderen Bereichen des Gesundheitswesens haben Datenmanagement und Kapazitätsplanungen eine erhöhte Aufmerksamkeit erfahren und werden wohl künftig eine noch zentralere Rolle spielen – nicht zuletzt beim Einsatz knapper Ressourcen und Personalknappheit. Davon ist Martin Lichtenberger überzeugt. Bisher hätten etwa Spitäler zwar schon Daten über Behandlungen und vieles mehr gesammelt, das Management dieser Daten bringe aber ganz andere Möglichkeiten für die Zukunft. Das Ziel sei etwa die richtige Anzahl an Beschäftigten, mit den richtigen Kompetenzen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben und auch die entsprechenden Ressourcen für sie zur Verfügung zu stellen – von Medikamenten bis zu Geräten, erinnert Lichtenberger an die Diskussion über Intensivkapazitäten zu Beginn der Corona-Krise.

Zur Unterstützung hat Solgenium während der Krise Krankenhäusern auch das Analysetool „CARA-COVID19“ kostenlos zur Verfügung gestellt. Basis dafür ist eine eigene entwickelte KI-Lösung zur Sekundäranalyse von medizinischen Routinedaten. Kern sind auch Erfahrungen aus mehr als 50 Krankenhäusern. Außerdem stehe man in laufendem Austausch mit der University of Oxford. Gemeinsam arbeite man an der Implementierung länder- beziehungsweise regionsspezifischer Vorhersagen (Integration Oxford Modell).

Die Herausforderungen seien komplex, sagt Lichtenberger: „Es gibt zahlreiche, variable Faktoren, die eine Planung erschweren: unklare Entwicklung der Patientenzahlen, eventuelle Engpässe bei Personal und die Verfügbarkeit von Medikamenten und Medizintechnik inklusive der Schwankungen durch Lieferengpässe.“ Die IT-Plattform habe das übergeordnete Ziel, zu einer besseren Steuerung der Versorgung beizutragen und somit Zeit für die Versorgung der Patienten zu gewinnen. „Durch eine bedarfsorientierte Erhebung, Analyse und Visualisierung vorhandener Daten und Informationen wollen wir Entscheidungsträger durch dynamische Prognosen unterstützen.“ Auf der Basis der erwarteten COVID-19-Fälle half das Tool bei der Planung von Personal und Ressourcen. Das internationale Interesse war groß: neben heimischen Spitalsträgern gab es Anfragen aus England, Frankreich, Ungarn, der Ukraine, Australien, Deutschland, der Schweiz, Polen, Rumänien, Kanada, den USA, Ägypten und Bolivien, erzählt der Solgenium-Geschäftsführer. „CARA-COVID19“ wird mittlerweile in 12 Ländern auf vier Kontinenten zur Unterstützung in der Prognose des zu erwartenden Ressourcenbedarfs eingesetzt – an einer Erweiterung für elektive Fachbereiche zur Planung eines durch COVID19 beeinflussten „Hybrid-Betriebs“ wird bereits gearbeitet.

Im Detail funktioniere die Plattform so, dass man Verdachtsfälle im Krankenhaus, in die häusliche Quarantäne entlassene Verdachtsfälle, stationäre COVID-19-Patienten auf der Normalstation mit mittelschwerem und schwerem Verlauf sowie stationäre COVID-19-Patienten auf Intensivstation mit kritischem Verlauf in einem eingibt. Dazu kommt die Prognose der stationären Aufnahmen aufgrund COVID-19 für die nächsten 11 Tage in den einzelnen Kategorien (Normalstation, Normalstation mit schwererem Verlauf und ICU). Das System liefert dann eine Prognose des zusätzlichen Personalbedarfs für die nächsten 11 Tage, eine Prognose des zusätzlichen Aufwandes je Berufsgruppe (in Stunden pro Tag), Tätigkeitskataloge für COVID-19 Patienten mit dem Fokus auf zusätzliche Aufgaben für COVID-19-Patienten, den erwarteten zusätzlichen Materialbedarf, der Infrastruktur, medizinische und pflegerische Behandlungsaufwände je Fall, die Simulation der Patientenentlassungen auf der Grundlage eines Poisson-Modells, eine Infothek mit relevanter Literatur und vielem mehr. (rüm)