Diabetes und COVID-19: Neues Forschungsprojekt soll helfen

Die Österreichische Diabetes Gesellschaft erhebt den Gesundheitszustand von Menschen mit Diabetes, die wegen einer COVID-19-Infektion im Spital versorgt werden. Das soll Informationen über die Gefährlichkeit des Virus für diese Personengruppe bringen.

Diabetes wird neben anderen chronischen Erkrankungen häufig als eine der Corona-Risikoindikationen genannt. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft (ÖDG) begrüßt das Bestreben der Bundesregierung Hochrisikogruppen zu schützen. Da es sich bei Diabetes aber um eine sehr komplexe Krankheit mit unterschiedlichen Formen und Verläufen handelt, soll dies mit einer groß angelegten, wissenschaftlichen Erhebung überprüft werden, um in Zukunft bessere Daten zu den relevanten Begleiterkrankungen zu haben. „Auf Grund der Heterogenität von Diabetes-Erkrankungen ist es mit der aktuellen Datenlage sehr schwierig zu sagen, welche Patientin und welcher Patient ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf hat“, erklärt ÖDG-Präsidentin Susanne Kaser von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Innsbruck. „Deshalb hat die ÖDG im April ein Forschungsprojekt zu Diabetes und COVID-19 in Österreich gestartet, um möglichst rasch detaillierte Informationen zur Verfügung stellen zu können“.

Harald Sourij, von der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie der Medizinischen Universität Graz und Erster Sekretär der ÖDG führt aus: „Wir wissen, dass Menschen mit Diabetes generell ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf bei Infektionskrankheiten aufweisen. Was den aktuellen Fall der Coronavirus-Infektion betrifft, fehlen aber noch viele wissenschaftliche Erkenntnisse, vor allem ist die Fragestellung welche Folgeerkrankungen des Diabetes in welchem Ausmaß Einfluss auf das Risiko für schwere Verläufe und Komplikationen haben, noch nicht ausreichend untersucht. Das wollen wir aus dem Diabetes-COVID-19-Register erfahren.“

Neun große Krankenhäuser und Universitätskliniken in sechs Bundesländern beteiligen sich an dem Projekt. Es werden anonymisierte Daten von Menschen erhoben, die an Diabetes erkrankt sind und wegen COVID-19 im Spital stationär versorgt werden. Aufgenommen werden der Body Mass Index (BMI), detaillierte Informationen zur Therapie, der HbA1c-Wert und auch Begleiterkrankungen, sowie zusätzliche Routinelaborparameter. Daraus soll sich ablesen lassen, welche Faktoren bei Menschen mit Diabetes ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf bedeuten. Die ÖDG rechnet in den nächsten Monaten mit Ergebnissen. Kaser erinnert zudem an eine langjährige ÖDG-Forderung an Bund, Länder und Sozialversicherungsträger: „Wir brauchen ein österreichweites Diabetes-Register. Die derzeitige Krise zeigt, wie wichtig es ist, exakte Daten zu haben, um eine fundierte Risikoeinschätzung und eine entsprechende Versorgungsplanung möglich zu machen. Bei rund 800.000 Menschen mit Diabetes in unserem Land ist das nicht nur ethisch, sondern auch ökonomisch eine Notwendigkeit. Mit dem Diabetes-COVID-19-Register schaffen wir ein anschauliches Beispiel und können den Gesundheitsmanagern der Republik zeigen, welchen Erkenntnisgewinn strukturierte wissenschaftliche Arbeit liefert“. (red)