Experten warnen vor Lockerungen und negativen Antigentests

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Der am New Yorker Mount Sinai Hospital in New York tätige steirische Virologe Florian Krammer ist skeptisch bezüglich der am Montag in Kraft tretenden Lockerungen des Lockdowns in Österreich. Die Ärztekammer wiederum warnt davor, negative Antigentests als Freibrief zu sehen.

„Aus virologischer Sicht ist das nicht besonders klug. Wenn man noch so viele Virusinfektionen hat, kann es sehr leicht dazu kommen, dass es gleich wieder zu einer explosionsartigen Ausbreitung des Virus kommt“, sagte Krammer im ORF-Radio Ö3. „Es wäre besser gewesen, wenn man noch in dem Lockdown geblieben wäre, bis die Zahlen wirklich hinuntergehen. Sie sollten unter 500 gehen, besser noch 200, bis man sagt, dass die Restriktionen gelockert werden können“, betonte Krammer. Der Experte vermutet, „dass das Leben im späten Frühjahr, Anfang Sommer wieder relativ normal sein wird“.

Der Lockdown wirke, die Massentests müssten fortgesetzt werden und es gelte, nicht leichtsinnig zu werden. Das betonte am Sonntag Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Man sei am richtigen Weg, die Zahlen aber „noch viel zu hoch“. Ziel müsse sein, dass die Neuinfektionen in Richtung 1.000 Fälle weiter absinken, sagte Anschober. Das würde Auswirkungen auf das gesamte System haben: „Denn zuerst sinken die Neuinfektionen, dann nach ein bis zwei Wochen die Hospitalisierungen, etwas später die ICU-Zahlen und schließlich mit einer weiteren Verzögerung die Todeszahlen.“

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, hat die Teilnehmer der Massentests zur Vorsicht aufgerufen. „Halten Sie sich auch im Rahmen der Testungen an die Schutzmaßnahmen: Abstand halten, Maske tragen und Händedesinfektion. Nutzen Sie, wo es geht, die Möglichkeiten zur Online-Terminvereinbarung und folgen Sie den Anweisungen der Organisatoren“, appellierte Steinhart. Auch nach einem negativen Testergebnis gelte es, weiterhin Vorsicht zu wahren: „Ein negatives Testergebnis ist nur eine Momentaufnahme, grundsätzlich kann man sich unmittelbar nachher infizieren“, erinnerte Steinhart. „Keinesfalls sollte man daraus folgern, dass man nach dem Test auf Schutzmaßnahmen verzichten oder beispielsweise in den folgenden Tagen sorglos Verwandte treffen kann.“ (red/APA)