Experten: Zweiter Lockdown kann leicht verhindert werden

(c) Meduni Graz

Ein zweiter Lockdown kann verhindert werden, wenn die Bevölkerung Einschränkungen wie Hygiene und Abstandhalten mitträgt, aber auch auf Risikoaktivitäten wie private Feiern so weit wie möglich verzichtet. Zu diesem Schluß kommen Wiener Komplexitätsforscher.

In dem „Policy Brief“ hat der Komplexitätsforscher Peter Klimek am Dienstag auf Basis der Modellierungen und statistischen Analysen des Complexity Science Hub Vienna (CSH) untersucht, wie kritisch die aktuelle Corona-Lage in Österreich ist und welche Maßnahmen benötigt werden. Der Wissenschafter betont, dass eine unkontrollierte Ausbreitung von COVID-19 nach wie vor zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen kann, speziell was die Intensivbettenkapazität betrifft. „Diesen Punkt würden wir bei etwa 4.700 bis 7.800 Neuinfektionen täglich erreichen“, sagt Klimek. Davon sei man mit derzeit rund 900 Fällen pro Tag im 14-Tage-Schnitt noch weit entfernt.

Dennoch sei ein derartiges Wachstum innerhalb weniger Wochen bis Monate nicht auszuschließen, betont Klimek unter Hinweis auf andere Länder oder Regionen wie Israel oder Madrid. Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf zunehmende Aktivitäten in geschlossenen Räumen in den nächsten Monaten, mit denen das Risiko für sprunghafte Zuwächse bei den Infektionen steige. Um gegen zu steuern, sollte die Politik „mit Aufklärung, Transparenz und Empfehlungen arbeiten statt mit Drohungen und Verboten“, empfiehlt er. Hochwirksam seien auch die Stärkung des Gesundheitssystems etwa durch die Trennung von Infekt- und Nicht-Infekt-Patienten sowie der Schutz von Spitälern und Pflegeheimen, die Absage von Großveranstaltungen, Reisebeschränkungen und die finanzielle Unterstützung vulnerabler Bevölkerungsgruppen, etwa damit sich prekär Beschäftigte bei Symptomen eine Selbstisolation erlauben und leisten können. „Angesichts solcher Ergebnisse ist es umso überraschender, dass eine Reduzierung der Infektionen um 20 Prozent durch das einfache Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes mancherorts als wenig wirksam erachtet wird“, erklärt Klimek. (red/APA)

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