„Geldstreiterei“ steht Diabeteszentren im Weg

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Expert:innen fordern schon lange die Einrichtung von Facharztzentren für Diabetes. Streitereien um die Finanzierung blockieren aber das Vorhaben.

Rund 800.000 Österreicher:innen leiden an Diabetes – genaue Daten dazu gibt es keine und laut Expert:innen auch keine ausreichende Versorgung im niedergelassenen Bereich. Bei den Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach in Tirol betonten Fachleute erneut die Wichtigkeit von Diabeteszentren. Dass es solche Zentren noch nicht gibt und Diabetiker:innen vorwiegend in den ohnehin überlasteten Spitalsambulanzen versorgt werden, liegt laut dem Generalsekretär der Wiener Ärztekammer Thomas Holzgruber am „starren Finanzierungssystem“ in Österreich. Denn genügend Fachärzt:innen wären an der Arbeit in einem interdisziplinären Zentrum mit Diätolog:innen, Pflegepersonal und Psycholog:innen interessiert: „Wir haben die Ärzt:innen für Diabeteszentren. Wir kriegen aber keine Finanzierung. Wir würden das gerne tun. Allein die Streiterei zwischen Land und Sozialversicherung um das Geld hemmt uns total.“ Die Ärztekammer hätte bereits Konzepte erarbeitet, aber die „Geldstreiterei“ höre nicht auf. Von Wiener Landespolitik und Krankenkasse höre man derzeit nur, dass man sich erst auf eine Finanzierung einigen müsse.

Dabei könnten in Fachpraxen und -zentren mit dem Schwerpunkt Diabetes viele komplexere medizinische Fragen und Versorgungsbedürfnisse der Patient:innen gut gelöst beziehungsweise abgedeckt werden, betonte die Erste Sekretärin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft, Gersina Rega-Kaun. Man benötige die Primärversorgung für das Screening auf Diabetesverdacht und die Routineversorgung, dann gebe es in Österreich aber nur noch Ambulanzen und Diabeteszentren. Dazwischen gebe es nichts, aber es könne nicht alles auf die Spitäler abgewälzt werden, kritisierte die Expertin. Mit den derzeitigen Leistungskatalogen der Krankenkassen könnten aber weder Endokrinolog:innen noch Diabetolog:innen in die niedergelassene Kassenpraxis gehen. Speziell für Diabetiker:innen notwendig wäre zum Beispiel auch eine sich wiederholende, begleitende diätologische Beratung. Da gebe es zumeist eine Schulung im Krankenhaus, dann folge aber nichts mehr, wurde bei der Veranstaltung in Alpbach betont. Auch spezialisiertes Krankenpflegepersonal könne wichtige Funktionen übernehmen. (kagr/APA)