Hausärzte sollen soziale Angebote verschreiben können

In Zukunft könnten Ärzte nicht nur Medikamente, sondern auch soziale Hilfsangebote verschreiben. Das Gesundheitsministerium will mit neun Ordinationen in vier Bundesländern in einem Pilotprojekt zeigen, wie das geht.

Die Etablierung einer „Soziale Verschreibung“ (Social Prescribing) in Österreich ist einer der Schwerpunkte der „Gesundheitsförderung 21+“ von Gesundheits- und Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Im Rahmen eines geförderten Projekts wird das Konzept nun in neun Arztpraxen in vier Bundesländern getestet. „Die ‚Soziale Verschreibung‘ gilt als vielversprechender Ansatz, um die psychosozialen Bedürfnisse und die soziale Gesundheit von Menschen besser in den Blick zu nehmen und insbesondere für benachteiligte und belastete Bevölkerungsgruppen den Zugang zu gesundheitsförderlichen Angeboten sicherzustellen“, hielt die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) in einer Medienmitteilung fest. Dies trage nicht nur zu mehr Wohlbefinden der betroffenen Personen bei, sondern unterstütze diese auch dabei, sich aktiv an der medizinischen Behandlung zu beteiligen. „Gerade Einrichtungen der medizinischen Primärversorgung – Primärversorgungseinheiten, Gruppenpraxen und Einzelordinationen – bieten sich hierfür an“, betont die GÖG.

Wie sich das in der Praxis bewerkstelligen lässt, wird jetzt bei dem von der GÖG fachlich begleiteten Projekt untersucht, für das eine Steuerungsgruppe, in der das Gesundheitsministerium, der Dachverband der Sozialversicherungsträger, die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Stadt Wien vertreten sind, neun Einrichtungen ausgewählt hat. Ziel ist es, die sozialen und psychischen Bedürfnisse der Patienten mitzudenken, entsprechende Maßnahmen zu verschreiben und die gewonnenen Erfahrungen zu sammeln. Das Ministerium stellt dafür eine Fördersumme von knapp 285.000 Euro zur Verfügung.

Neben der allgemeinen Gesundheitsförderung der Patienten und Prävention soll der Fokus speziell auf Belastung durch soziale Isolation und Einsamkeit, psychische Belastung und Überforderung, finanzielle Notlagen, Arbeitslosigkeit und verschiedene soziale Bedürfnisse gerichtet werden. Die geförderten Projekte bauen das Social Prescribing in ihren Einrichtungen auf beziehungsweise aus. Dazu gehört die Etablierung eines Link-Working-Prozesses: Patienten mit nichtmedizinischen Bedürfnissen werden strukturiert an eigens dafür geschulte Fachkräfte vermittelt, die gemeinsam mit den Betroffenen Handlungsspielräume entwickeln. Wesentlich dabei ist der Aus- und Aufbau von regionalen Kooperationen, etwa mit Angeboten der Gesundheitsförderung, Wohnungslosenhilfe, Arbeitslosenunterstützung und Schuldnerberatung. Darüber hinaus setzen die Fördernehmer Informations- und Kommunikationsaktivitäten zur Förderung der Bekanntheit von Social Prescribinig, Maßnahmen zur Qualitätssicherung, Supervision, Intervision und Dokumentation und nehmen an projektübergreifenden Schulungen und Evaluationen teil. Ziel ist es, ein Handbuch zu Social Prescribing zu erstellen und somit Erfahrungen für eine nachhaltige und flächendeckende Ausrollung in Österreich zu teilen.

Zu den Projektteilnehmern zählt das Gesundheitsnetzwerk Raabtal im Burgenland, in Oberösterreich die Hausarztmedizin Plus Haslach, in der Steiermark das Primärversorgungszentrum MEDIUS – Zentrum für Gesundheit sowie die Allgemeinmedizin Graz Gries. In Wien beteiligen sich die AmberMed, die nichtversicherte Personen behandelt, die allgemeinmedizinische Gruppenpraxis Ouhadi/Pilz, das Primärversorgungszentrum Medizin Mariahilf, wo Mückstein früher Partner war, das Neunerhaus, das Personen ohne Obdach und Wohnung sowie ohne Krankenversicherung betreut, und die Teampraxis Breitenecker. (red/APA)

Kurzumfrage: Was halten Sie von der Idee eines „sozialen Rezeptes“?