Impfstoff gegen Gräserpollenallergie könnte bei Hepatitis B helfen

Chronische Hepatitis-B-Infektionen stellen ein globales Gesundheitsproblem dar und können bisher nur chemotherapeutisch behandelt werden. Nun haben Forscher der Medizinuniversität Wien eventuell eine neue Therapielösung gefunden.

Mehr als 250 Millionen Menschen leiden nach Schätzungen der World Health Organization WHO derzeit an Chronischer Hepatitis B (HBV). In der Regel wird die HBV mit Nukleosid- und Nukleotid-Analoga oder mit Interferon behandelt. Diese Therapieformen sind jedoch nebenwirkungsreich. Gegenwärtige HBV-Schutzimpfungen basieren auf dem S-Protein, einem speziellen Bestandteil des Virus, jedoch funktionieren sie bei zehn bis zwanzig Prozent der Geimpften nicht.

Nun konnte eine Forschungsgruppe um Rudolf Valenta vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der Meduni Wien anhand des Datenmaterials von 128 gegen Gräserpollenallergie geimpften Menschen nachweisen, dass der Impfstoff BM32 ein Protein enthält, das Antikörper punktgenau auf die Anbindungsstelle des Virus an der Leberzelle induziert und somit die Infektion verhindert. Die Studie wurde im Lancet-Journal „EBioMedicine“ publiziert.

Die Forscher haben unterschiedliche Dosierungsschemata getestet und verschiedene Kreuzreaktionen untersucht. Bei den Personen bildeten sich Antikörper, die alle bekannten Formen des Virus erkennen und bekämpfen können. Die Anzahl der Antikörper scheint hoch genug, um auch gegen die chronische Form der Hepatitis B nicht nur präventiv, sondern auch therapeutisch eingesetzt werden zu können zu können. Es wäre dann möglich, den Zyklus des viralen Befalles der Leberzellen zu unterbrechen und eine Immunisierung zu erreichen. Die Studie sei ein erster Schritt zur therapeutischen Nutzung der Impfung gegen die chronische Hepatitis und stellt auch ein völlig neues Konzept dar, welches die momentan praktizierten Behandlungsmethoden revolutionieren könnte, heißt es in einer Mitteilung der Meduni Wien. (red)

Zur Studie: https://doi.org/10.1016/j.ebiom.2020.102953

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