Kommentar: Die Maske zeigt unser wahres Gesicht

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Auch wenn wir es uns alle wünschen: das Corona-Virus verschwindet nicht, sondern meldet sich mit steigenden Zahlen zurück. Alle wollen einen zweiten Lockdown verhindern, aber kaum jemand tut etwas dafür. Dabei wäre es recht einfach.

Keine Frage: Alle haben die Lockerungen nach dem Corona-Lockdown herbeigesehnt und angesichts der niedrigen Zahlen gehofft, dass die Krise überstanden ist und man wieder zum normalen Leben zurückkehren kann. Viele kritisierten die Maßnahmen der Regierung überhaupt als zu weitreichend und werteten die Lockerungen als Beweis dafür. So gefährlich sei SARS-CoV-19 jetzt auch wieder nicht, hört man und dass die Nebenwirkungen des Lockdowns auch die Gesundheit vieler Menschen gefährden. Durch psychische Krisen, durch eine Verstärkung von Armut und sozialen Krisen und nicht zuletzt durch die Wirtschaftskrise. Nicht zuletzt deshalb sollen tatsächlich weitere oder neue Einschränkungen der persönlichen Freiheiten möglichst verhindert werden.

Das Problem dabei ist, dass viele Menschen nichts mehr dazu beitragen wollen. Fast glaubt man, dass die ursprüngliche Sorge und der Schock durch die Krise nun einem kompletten Leugnen gewichen sind. Doch das Virus ist nach wie vor da, es flackert immer wieder auf und beschäftigt die Gesundheitsbehörden und Gesundheitsberufe weiterhin Tag und Nacht. Doch nicht nur für diese ist es ein Härtetest, auch für uns als Gesellschaft. Denn eigentlich wäre ein Schutz und damit ein sorgloses Leben recht einfach möglich. Inzwischen ist durch Studien ausreichend belegt, dass simple Dinge wie Abstand zu halten, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Händehygiene das Virus in Schach halten können. Doch diese Einschränkungen gehen vielen zu weit. Mit Folgen, die alle oder zumindest Unschuldige ausbaden werden müssen. Und schon ruft man wieder nach verpflichtenden Maßnahmen.

Angesichts der steigenden Zahl der COVID-19-Infektionen in den vergangenen Tagen appelliert Harald Mayer, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, an die Bevölkerung: Nach wie vor seien Abstand und Hygiene wichtige Maßnahmen, um Infektionen einzudämmen und neue Cluster gar nicht erst entstehen zu lassen. In Oberösterreich wird die Maskenpflicht wieder eingeführt. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel lehnt die seit dem Wochenende in Deutschland diskutierte Abschaffung der Maskenpflicht in Geschäften ab. Dies sei nötig, um die Infektionszahlen niedrig zu halten und um unsere Mitmenschen und uns selbst zu schützen. Auch SPÖ-Klubobfrau Pamela Rendi-Wagner hat sich in einem Interview für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in geschlossenen Räumen ausgesprochen. Abgesehen von den Clustern sehe man, dass die Leute mittlerweile viel mehr Kontakte im Freizeitbereich haben als noch vor einigen Wochen, als diese Kontakte noch um die Hälfte reduziert waren, sagt der Simulationsexperte Niki Popper und warnt: „Da muss man etwas tun und schauen, dass Hygiene und Abstand wieder eingehalten werden und die Leute mittun.“

Vielleicht muss man aber auch Klartext sprechen: Die Maske ist eine Art Charaktertest. Sie demaskiert jeden, der sich ihr verweigert. Was hindert uns daran weiterhin freiwillig Masken in engen Räumen zu tragen oder wenn viele Menschen zusammenkommen? Wir wollen nicht verzichten. Freiheit wird propagiert aber meist mit Rücksichtslosigkeit verwechselt. Umgekehrt zeigt jemand, der Maske trägt, dass er kapiert hat, dass er nicht allein auf der Welt ist und dass Menschen, die uns begegnen unsere höchste Achtung und Achtsamkeit verdienen. Es wäre also so einfach. Oder wollen wir Bundeskanzler Kurz doch recht geben, als er angeblich meinte, dass die Menschen nur dann bereit sind zu verzichten, wenn sie Angst haben?