Kommentar: Noch ist die Krise nicht vorbei

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Aufatmen im Land nach der Ankündigung von Gesundheitsminister Anschober zur Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen ab Ende April. Wirklich vorbei ist die Krise noch nicht und sie kann rasch zurückkehren.

Weltweit mehr als drei Millionen Infizierte und über 202.000 Todesfälle: das ist die bisherige Bilanz durch die Corona-Pandemie. Österreich ist mit 542 Todesfällen bisher vergleichsweise gering betroffen. Und die Infektionszahlen gehen weiter zurück. So sei die Reproduktionszahl zuletzt erstmals unter 0,6 gelegen (nämlich bei 0,59), berichtete am Dienstag Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und lobte: „Der ganz große Blumenstrauß an die Bevölkerung, die das ermöglicht hat.“ Nachsatz: es komme weiterhin auf jeden einzelnen an: „Es ist leider noch nicht vorbei.“ Die Maßnahmen werden evaluiert: „Wir können jederzeit Stopp sagen.“

Viele Fragen sind weiter offen: In einigen Ländern steigen die Infektionszahlen wieder an. Unklar ist auch wie lange man wirklich nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankungen Antikörper hat und geschützt ist. Wie stark eine zweite Welle ist, weiß niemand. Wie groß die Begleitschäden für die Gesundheit der Menschen sind, wird man erst in Wochen und Monaten sehen. Wie groß die wirtschaftlichen Folgen sein werden, kann auch noch niemand sagen. Ebenso wenig ist klar, wie die Folgen für die Krankenversicherungen sind. Viele Stakeholder in Gesundheitswesen fürchten deshalb nach der Krise einen Spardruck im System. Politisch wird das jetzt wohl niemand fordern, der ernsthaft wiedergewählt werden möchte. Dennoch herrscht Sorge, dass der Spardruck unter einem Deckmantel einer Strukturreform kommen könnte. Selbst wenn Corona also nun scheinbar überstanden ist, wird es uns noch lange beschäftigen. (rüm)