Krankenkassen drehen vom Plus ins Minus

Die Krankenversicherungen werden das Jahr 2018 mit einem kräftigen Plus abschließen. Für heuer fürchten sie aber aufgrund der Kassenfusionen ein deutliches Minus.

Die Krankenversicherungen haben nach vorläufigen Zahlen 2018 ein Plus von 111 Millionen Euro erwirtschaftet. „Leistungsharmonisierungen in 23 Leistungsgruppen, etwa im Zahnbereich oder der Therapieangebote, neue Ärzteverträge, digitale SV-Angebote und die Einführung der neuen Lohnverrechnung – all das war möglich durch eine optimale Zusammenarbeit zwischen den Trägern und eine Dämpfung der Verwaltungskosten“, sagt Dr. Alexander Biach, Vorsitzender des Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungen. „Das Ergebnis ist ein Beleg dafür, dass die Leistungsharmonisierung wirkt und Reformen greifen.“

Geholfen haben den Krankenkassen allerdings auch der Druck im Bereich der Arzneimittelpreise und Generika sowie die gute Konjunktur, durch die auch mehr Menschen in Beschäftigung stehen und die auch entsprechend hohe Lohnabschlüsse gebracht hat. Das hat allerdings dazu geführt, dass die Kosten für die Krankenhäuser gestiegen sind. „2019 werden wir für die gute Wirtschaftslage bestraft und dürfen mehr an die Spitäler abführen. Das ist ein widersinniger und überholter Automatismus“, kritisiert Biach die Regelung, dass die Zahlungen der Sozialversicherung an die Spitalfonds der Länder im Ausmaß des Wirtschaftswachstums jährlich steigen. Damit liegen die jährlichen Zahlungen der Sozialversicherung für die Spitäler bereits bei 5,2 Milliarden Euro. Der Kassenboss wünscht sich, dass jene Anstrengungen, die man unternehme, um Leistungen vom Spitalsbereich in den niedergelassenen Bereich zu verlagern, finanziell belohnt werden. „Wir zahlen jedes Jahr mehr an die Spitäler, trotz aller Bemühungen im niedergelassenen Bereich.“ Für 2019 weist die Prognose nicht zuletzt deshalb unverändert ein Minus von 83 Millionen Euro aus.

Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) fürchtet allerdings, dass sich durch die Kosten der Zwangsfusion dieses Defizit in den nächsten Jahren vervielfachen wird. „Die Regierung gefährdet die Finanzierung unseres Gesundheitssystems“, kritisiert sie. Der Grund: In der Prognose des Hauptverbands sei die Zusammenlegung der Krankenkassen noch gar nicht berücksichtigt. „Erhöhte Beitrage für Privatkrankenanstalten, nämlich 14,7 Millionen Euro zusätzlich, und die Einfrierung des AUVA-Pauschalbetrags schaffen budgetäre Probleme. Dazu kommt die im Zuge der Steuerreform geplante Senkung der Sozialversicherungsbeiträge, die ein weiteres Loch im Budget schaffen wird. Eine Gegenfinanzierung dafür ist offen“, sagt Teiber, die im Verwaltungsrat der neu geschaffenen Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) als Versichertenvertreterin sitzt. (rüm)