Lernen aus der Krise: In der Krebsbehandlung gibt es Licht und Schatten

Gesundheitsexperten hoffen aus der Coronakrise Positives für die Zukunft mitzunehmen – vor allem auch auf dem Gebiet der Krebsbehandlung. Das betrifft etwa virtuelle Angebote wie Telemedizin und e-Rezept sowie die internationale Vernetzung in Forschung und Industrie.

Die Pandemie habe gezeigt, dass es mehr Daten und Investitionen braucht, waren sich Mediziner, Pharmazeuten und Industrie bei einem Pressegespräch des Pharmakonzern Novartis einig. Am Beginn des 20. Jahrhunderts waren Infektionskrankheiten weltweit die häufigste Todesursache. Diese seien zunehmend von Herz-Kreislauf-Erkrankungen überholt worden und möglicherweise werde schon heuer Krebstod die häufigste Todesursache sein, spannte Richard Greil vom Uniklinikum Salzburg einen historischen Bogen. Bei der Erforschung der SARS-CoV-2-Infektion und Therapien lobte er die „Private-Public-Partnership“, die einen Erfolg in der Geschwindigkeit gebracht habe und erhalten werden sollte.

Die mRNA-Technologie, die in der EU nun von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna zu Zulassungen als Corona-Impfungen geführt hat, „ist eigentlich für die Onkologie entwickelt worden“, betonte Greil. Hier gebe es seit 15 Jahren intensive Forschung. „Biontech ist in Wirklichkeit eine Krebsforschungsfirma.“ Das ist ein sehr starkes Lebenszeichen, dass „es funktioniert“. Die Firma Moderna gebe es zudem „schon relativ lang, aber sie hat noch nie ein Medikament entwickelt“. Das sei ein Signal, sich nicht zu früh entmutigen zu lassen – auch an die Geldgeber. „Wir brauchen mehr Investitionen. Wir haben in Österreich viel zu wenig Forschungsinvestitionen“, sagte der Infektiologe und Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Innere Medizin III.

Pharmazeuten seien „immer mit Lieferengpässen konfrontiert“, berichtete Martina Anditsch, Leiterin der Anstaltsapotheke am AKH Wien. Das liege auch daran, dass zu wenig in österreichische Betriebe investiert wird und eine große Abhängigkeit vom asiatischen Markt besteht. Die Versorgungssicherheit ist auch in einer Pandemie wichtig, „dass die Patienten wissen, sie können ihre Medikamente weiterhin haben“, betonte Bernhard Mraz, Medical Director von Novartis Oncology Österreich. Die Werke in Österreich seien jedoch teilweise zu klein. Als die Grenzen für Personen und Waren dicht gemacht wurden, habe man alle Hebel in Bewegung gesetzt, sagte Mraz. Die Pandemie zeige zudem auch, dass noch viel zu wenige Daten systematisch erfasst werden.

Anditsch freute sich auch über positive Aspekte für die Patienten. „Endlich haben wir das e-Rezept durchgesetzt“, betonte die Pharmazeutin. „Positiv war der Boost, was die virtuellen Angebote betrifft“, sagte auch Claas Röhl, Obmann des Vereins Neurofibromatose Kinder aus Sicht des Vaters einer Tochter mit der Tumorrisikoerkrankung. Persönliche Betreuung und Beratung werde jedoch nicht zu ersetzen sein, meinte Harald Titzer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen (AHOP). Pflege sei „immer schon ein Mangelberuf“ gewesen. Er hoffe, dass aus der Pandemie gelernt wurde, „dass es mehr braucht als Applaus“. (APA)