Neue Pläne der Gesundheitskasse schrecken die Ärzte auf

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Der Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Bernhard Wurzer, will Partnerschaften mit Spitalsambulanzen eingehen und dort etwa Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Die Ärztekammer lehnt den Vorschlag entschieden ab.

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres hält Wurzers Idee für „unüberlegt, nicht durchdacht und wirtschaftlich höchst fragwürdig“. Wurzer hatte vorgeschlagen, dass sich die ÖGK dafür an den Kosten für zusätzliche Spitalsärzte beteiligen könnte. In den Ambulanzen könnten dann auch an den Tagesrandzeiten Untersuchungen durchgeführt werden. Für den Ärztekammer-Präsidenten kommt das nicht in Frage. Seiner Ansicht nach gehören der Gesundheitsbereich gesamthaft finanziert und medizinische Leistungen dort erbracht, wo sie im Sinne einer optimalen, flächendeckenden Patientenversorgung am sinnvollsten sind.

Auch für den Obmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, sind die Vorstellungen Wurzers „vollkommen realitätsfern“ und würden „die Rolle von Spitälern komplett ignorieren“. Die Ambulanzen seien bereits jetzt massiv überlastet. „Unsere Spitalsärzte arbeiten am Limit. Und das nicht zuletzt deswegen, weil viele Patienten aus Mangel an einem Angebot im niedergelassenen Bereich die Spitäler für Bagatellfälle aufsuchen“, kritisierte Mayer. Er hält die Idee Wurzers auch „ökonomisch komplett widersinnig“, weil Spitäler der teuerste Faktor in der Gesundheitsversorgung sind. Mayer warf Wurzer vor, die Kosten von der defizitären ÖGK zu den Ländern, die hauptsächlich die Spitäler finanzieren, verschieben zu wollen. Johannes Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte, wurde noch deutlicher und forderte die Verantwortlichen auf, sich zu überlegen, „ob ein ÖGK-Generaldirektor mit derart mangelhaftem Fachwissen, der öffentlich derart undurchdachte Ideen äußert, noch tragbar ist“.

Im Gegensatz zur Ärztekammer begrüßt der Wiener Gesundheitssstadtrat Peter Hacker (SPÖ) den Vorschlag Wurzers. Für Hacker wäre es „sehr interessant und begrüßenswert“, wenn ÖGK und Ambulanzen bei der Finanzierung und inhaltlichen Ausrichtung eng zusammenarbeiten. „Die Bereitschaft, die Ambulanzen als Teil des ambulanten Versorgungssystems zu erkennen, würde uns tatsächlich einen großen Schritt zur Verbesserung des Gesundheitssystems bringen. Ich freue mich auf die konkreten Gespräche, die nun aus meiner Sicht beginnen können“, sagte Hacker. (red)