Salzburger Studie zeigt Kollateralschäden während Lockdown bei Kindern

Die Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus hat in Österreich dazu geführt, dass manche Kinder erst spät in ein Spital gebracht wurden. Das zeigt eine Studie der Forschergruppe von der Salzburger Uni-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde.

In den ersten vier Wochen des Lockdown haben nur 660 und damit deutlich weniger junge Patienten die Notfallambulanz des Kinderzentrums Salzburg aufgesucht als im Vergleichszeitraum 2019 und 2018. In der allgemeinen pädiatrischen Notfallambulanz gingen die Zahlen um 59 Prozent zurück, in der kinderchirurgischen Notfallambulanz betrug das Minus sogar 83 Prozent. Für die Erhebung wurden in der Notfallambulanz die direkten und indirekten Auswirkungen der Pandemie auf die medizinische Versorgung dieser Altersgruppe von Forschenden um Saskia Wortmann analysiert. Laut der nun in der Zeitschrift „Acta Paediatrica“ veröffentlichten Studie waren die Verzögerungen für einige Patienten potenziell lebensgefährlich.

Laut der Studie liegt ein Teil der Rückgänge vor allem daran, dass es durch weniger Sportaktivitäten auch weniger Knochenbrüche gab und außerdem weniger Kinder mit kleinen Verletzungen ins Spital gebracht wurden. Bei fünf Prozent der Ambulanzbesuche haben die Forscher aber direkte oder indirekte Auswirkungen der Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie nachgewiesen oder zumindest als extrem wahrscheinlich eingestuft. Darunter haben zwei Drittel der Eltern das Spital aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus erst mit Verspätung aufgesucht. Ein Sechstel der kleinen Patienten hat erst spät medizinische Hilfe bekommen, weil Ärzte aufgrund der Corona-Pandemie kürzer geöffnet bzw. ambulante Gesundheitseinrichtungen überhaupt geschlossen hatten. Ebenso viele kamen mit Verzögerung ins Spital, weil erst ein negatives Corona-Testergebnis abgewartet werden musste.

Für die Forscher zeigen die Daten, dass ein substanzieller Anteil an Kindern aus Angst vor einer Ansteckung erst zu spät angemessene medizinische Versorgung bekommen hat, obwohl Salzburg weniger von der Pandemie betroffen war als andere Regionen. Unter den 464 für die Studie auf SARS-CoV-2 getesteten Kindern waren nur acht positiv und zwei davon zeigten auch entsprechende klinische Symptome. Im weiteren Verlauf der Pandemie muss es aus Sicht der Wissenschafter oberste Priorität sein, dass medizinische Hilfe auch rechtzeitig in Anspruch genommen und hochqualitative Behandlung angeboten wird. Das müsse auch entsprechend überwacht werden, fordern sie. Und: Eltern müsse bewusst gemacht werden, dass eine verzögerte Behandlung bei ernsten Gesundheitsproblemen potenziell ein größeres Risiko darstelle als eine Infektion mit dem Corona-Virus. (red/APA)