So macht KI Narkosen sicherer

Symbolbild

Künstliche Intelligenz verstärkt die Sicherheit bei OPs. Wie das geht und was personalisierte Anästhesie ist, erklären Expert:innen anlässlich des Welt-Anästhesie-Tages.

Maßgeschneiderte Anästhesie, der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und neue Anästhesietechniken für minimal-invasive Operationen – in den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel in den Bereichen Narkose und OPs getan. Die individuelle Sicherheit der Patient:innen ist laut der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) dabei immer das vorrangige Ziel. Laut ÖGARI kann mittlerweile dank Pharmakokinetik personalisierte Anästhesie stattfinden. Dabei wird die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Anästhetika anhand der genetischen Veranlagung der Patient:innen vorhergesagt, um unerwünschte Nebenwirkungen zu minimieren und die Anästhesie selbst zu optimieren. „Die Anästhesie-Sprechstunde, das Vorgespräch vor einer Anästhesie steht im Mittelpunkt dieser individuellen Risikoeinschätzung und der individuellen und damit persönlichen Optimierung des Gesundheitszustands vor einer Narkose und einer Operation“, erklärt Burkhard Gustorff, Vorstand der Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin der Klinik Ottakring in Wien und Leiter der Sektion Anästhesiologie der ÖGARI. Dank aktueller Forschungen soll es in naher Zukunft im besten Fall eine pharmakokinetisch basierte, bestverträgliche individuelle Anästhesie für jede:n Patient:in geben.

Aber auch künstliche Intelligenz kommt in der Anästhesie vermehrt zum Einsatz. Sie wird zur Früherkennung eingesetzt und verstärkt damit die Sicherheit. Echtzeitdaten werden mittels KI während der Operation ermittelt, um den Anästhesist:innen bei der Dosierung und Verwaltung von Anästhetika zu unterstützen. „Täglich messen wir wichtige Informationen unserer Patient:innen. Online werden wir unterstützt von effektiven Messgeräten und Monitoren. Diese Informationen werden zusammengefasst und als integrierte Informationen genutzt. Beispielsweise können sie während einer Narkose und Operation frühzeitig kritische Momente aufzeigen. So kann ein Blutdruckabfall durch Blutverluste oder durch eine aufkommende Herzschwäche früh erkannt werden und dann viel eher als bisher darauf reagiert werden. Diese Technologie basiert auf KI. Man kann es sich vorstellen wie ein Flugzeug, welches bereits bei geringen Turbulenzen wieder in einen ruhigen Flug gebracht wird“, führt Gustorff aus. Die Implementierung von KI in der Anästhesie erfordere allerdings „eine sorgfältige Validierung, Schulung und kontinuierliche Überwachung, um sicherzustellen, dass sie den höchsten medizinischen Standards entspricht“.

Neue Anästhesietechniken sind auch Teil der Entwicklung von minimal-invasiven Operationen. Robotische Operationstechniken, die über ein sogenanntes „Schlüsselloch“ oder einen minimal-invasiven Zugang durchgeführt werden, erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Anästhesieteam und dem Chirurg:innenteam, um die bestmöglichen Ergebnisse für die Patient:innen zu erzielen. Eine Anpassung der Anästhesietechniken berücksichtigt die entsprechende OP-Position der Patient:innen, die jeweils für den Roboter und das Chirurgenteam nötig ist. Ebenso wird bei minimal-invasiven Operationen im Bauchraum das Beatmungs- und Atemwegsmanagement, seitens der Anästhesie bewusst gewählt, immer mit dem Ziel Sicherheit und Schmerzfreiheit zu gewährleisten. (kagr)