So wehrt sich die Ärztekammer gegen Testangebote von Apotheken

(c) Rümmele

Der Unmut innerhalb der Ärzteschaft über das öffentlich finanzierte Gratis-Testangebot von Apotheken wächst. In den Praxen werden nämlich nicht alle Tests erstattet. Parallel macht auch die Pflege druck: man will auch ohne ärztliche Anordnung Tests durchführen dürfen.

Während die Apotheken ihr Testangebot ausbauen – bereits mehr als 800 der 1400 Apotheken führen Gratistests durch – erhöht die Ärztekammer wieder den Druck auf die Apotheken. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, drängt auf eine Liberalisierung des Apothekengesetzes. Steinhart erinnert daran, dass es wichtig ist, in der Pandemie weiterhin „Kontakte und unnötige Wege“ zu vermeiden. Und das gehe am besten über ärztliche Hausapotheken. Nichts passe besser dazu Wege zu vermeiden, als „der One-Stop-Shop, den eine Ärztin oder ein Arzt mit Hausapotheke bietet“, sagt Steinhart. Patientinnen und Patienten könnten zudem nach dem Besuch beim Hausarzt gleich die notwendigen Medikamente mitnehmen, ohne noch zusätzlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Gegend fahren zu müssen, sagt der Ärztekammervizepräsident. Sein Lösungsvorschlag deshalb: „Wir fordern von den politisch Verantwortlichen ein klares Bekenntnis zur besten Arzneimittelversorgung für die österreichische Bevölkerung. Das kann nur ein duales System sein, also ein kundenfreundliches Neben- und Miteinander von öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken.

Parallel forderte der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) am Wochenende, dass die ärztliche Anordnung für DGKP zur Durchführung von COVID-19 Antigen-Tests fallen soll. Seit Beginn der Pandemie bemühe sich der Verband auf allen berufspolitischen Ebenen durchzusetzen, dass die Kompetenz der eigenverantwortlichen Durchführung von COVID-19 Antigen-Tests sowie das Ausstellen der Bestätigung über die Testung diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen zugestanden wird. Dies sei bisher nicht erfolgt. „Wir können nur vermuten, dass es dabei darum geht berufspolitischen Befindlichkeiten anderer Gruppen im Gesundheitssystem nachzukommen“, sagt ÖGKV Präsidentin Elisabeth Potzmann. Nun gebe es einen neuen Tiefschlag, der auch die Ärzte nicht freuen dürfte: Das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) biete Crash-Kurse zum „COVID-19-Tester“ an. Momentan sei für die Zulassung zum Kurs noch eine vorhergehende medizinische Grundausbildung Voraussetzung. Doch das müsse sich im Sinne des Wirtschaftsstandortes ändern, forderte bereits Kärntens WIFI-Chef Andreas Görgei. Er fordere die Bundesregierung auf diese Anforderungen aufzuheben. Jeder Österreicher über 18 Jahren solle den Zugang zu dieser Ausbildung haben. (red)