Stilles Gedenken und Kritik an Behörden nach Tod von Ärztin

(C) ÄK Wien/Seliger

Der Tod einer Hausärztin nach Morddrohungen von Impfgegnern hat tiefe Betroffenheit und Bestürzung ausgelöst. Neben Mahnwachen mit Lichtermeer gibt es auch Kritik an Behörden.

In Wien folgten tausende Menschen der Einladung des Initiators von #YesWeCare, Daniel Landau. Auch die Glocken des Stephansdoms läuteten. Der gesamte Platz vor dem Dom war voll mit Menschen. „Ich glaube, dass gemeinsam Trauern einer Gesellschaft gut tut“, sagte Initiator Landau. Dompfarrer Toni Faber unterstützte die Initiative, ebenso die Österreichische Ärztekammer. Präsident Johannes Steinhart und weitere Vertreter:innen der Kammer und der Ärzteschaft nahmen ebenso teil, wie Wissenschafter, darunter beispielsweise der Molekularbiologe Ulrich Elling, sowie die früheren Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) und Rudolf Anschober (Grüne). Der gelernte Arzt und Sänger Dominik Wlazny (alias „Marco Pogo“) twitterte am Abend: „Es ist schön, dass so viele hier stehen, aber eine Schande, dass so viele hier stehen müssen.“ Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seine Ehefrau Doris Schmiedauer legten vor der Praxis der Ärztin in Seewalchen Blumen nieder.

Polizei und Staatsanwaltschaft stehen seit dem Tod in der Kritik, sie hätten zu wenig getan, um die Täter auszuforschen und die Ärztin zu schützen. Monatelang war die 36-Jährige unter anderem mit Mord bedroht worden, sie fühlte sich dem Hass von Impfgegnern und Corona-Leugnern hilflos ausgesetzt. Die Drohungen gegen sie hatten begonnen, als die Ärztin im November 2021 eine Demo vor dem Klinikum in Wels auf Twitter kritisierte und die Landespolizeidirektion Oberösterreich von einer „Falschmeldung“ sprach. Ende Juni schloss die Allgemeinmedizinerin ihre Ordination in Seewalchen am Attersee (Bezirk Vöcklabruck). Laut eigenen Angaben hatte die Ärztin rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben. Die Landespolizeidirektion Oberösterreich und die Oberösterreichische Ärztekammer hatten ihr ausgerichtet, sie solle sich doch öffentlich zurückhalten. (rüm/Agenturen)

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