Streit um neue „Acute Community Nurses“ in Niederösterreich

Die Ärztekammer Niederösterreich hat am Dienstag Kritik am „Acute Community Nurses“-Projekt des Landes geübt. Akutmedizin gehöre in ärztliche Hand, sagte Ärztepräsident Christoph Reisner.

Am Montag vergangener Woche hatte „Notruf-NÖ“ das Pilotprojekt im Bezirk Bruck a.d. Leitha gestartet. Ziel sei es, die Gesundheitsexperten als Problemlöser einzusetzen, „sowohl in der 24/7 Akutversorgung von pflegebedürftigen Personen als auch in der Notfallrettung als Unterstützung und Bindeglied zwischen dem nicht-ärztlichen und ärztlichen Rettungsdienst“, hatte „Notruf-NÖ“ damals bekanntgegeben. Als weiteren Grund für die „Acute Community Nurses“ war angegeben worden, dass insbesondere an Wochenenden und in der Nacht bestehende Strukturen in der häuslichen medizinischen und pflegerischen Versorgung teilweise nur eingeschränkt vorhanden seien.

Dass „Fachhochschulabsolventen zu Akut- und Notfällen geschickt“ würden, löst bei der NÖ-Ärztekammer Unverständnis aus: „Ich warne davor, denn Akutmedizin gehört in ärztliche Hand“, teilte Ärztepräsident Christoph Reisner per Aussendung mit. Er betonte, dass die NÖ-Ärztekammer „zu keinem Zeitpunkt in dieses Projekt eingebunden war oder zumindest darüber informiert wurde“. Um in Österreich ärztlich tätig werden zu dürfen, müsse man ein zumindest sechsjähriges Medizinstudium und eine entweder dreieinhalbjährige Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder eine sechsjährige Ausbildung zum Facharzt absolviert haben, hielt er fest. „Offensichtlich möchte das Land NÖ diese hohen Qualitätsstandards nun unterwandern, indem es Absolventen einer Fachhochschule zu Menschen mit akuten medizinischen Problemen schickt“, sagte Vizepräsident Gerrit Loibl. Eine akutmedizinische Behandlung erfordere viel Erfahrung und Wissen, das man in jahrelangem Lernen und Arbeiten am Patienten erlange. (red)