Studie: Aspirin kann Blutverdünner nicht immer ersetzen

Weil Aspirin gerinnungshemmend wirkt, war es eine Weile in Mode zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle. Doch die blutverdünnende Wirkung hat ihre Grenzen, wie eine Studie von Schweizer Forschern zeigt. Unter Umständen sind Blutverdünner vorzuziehen.

Im Fall einer Rissbildung in der Halsschlagader ist Aspirin nicht gleich wirksam wie eine Blutverdünnung, wie ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Universitätsspitals Basel und der Universitären Altersmedizin „Felix Platter“ Basel herausgefunden hat. Ihre Studie wurde nun in der Fachzeitschrift „The Lancet Neurology“ publiziert. Zervikalarterien-Dissektion ist die häufigste Ursache eines Hirnschlags bei Personen unter 50, mit einer jährlichen Häufigkeit von zwei bis drei Fällen pro 100.000 Personen. Der Einsatz von Aspirin in den ersten 90 Tagen war bisher eine Standardtherapie.

Sie wurde nun in zehn medizinischen Zentren überprüft, davon sieben in der Schweiz. In der multizentrischen Therapiestudie „Biomarkers and Antithrombotic Treatment in Cervical Artery Dissection (TREAT-CAD, NCT02046460)“ wurde untersucht, ob Aspirin im Fall einer Rissbildung in der Halsschlagader gleich wirksam ist wie die aufwendigere medikamentöse Blutverdünnung. An der Studie nahmen knapp 200 Patienten teil. Die Auswertung zeigte, dass in der Gruppe, die mit Aspirin behandelt wurde, 23 Prozent der Probanden Folgeprobleme aufwiesen, gegenüber knapp 15 Prozent in der Gruppe mit einer Blutverdünnung. Damit ist erstmals in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen worden, dass Aspirin bei Rissbildungen in der Halsschlagader in den ersten 90 Tagen nicht gleich wirksam ist wie eine Blutverdünnung mittels Antikoagulation. Allerdings ist mit den Ergebnissen dieser Studie eine generelle Überlegenheit der Blutverdünnung mit Antikoagulation bei Rissbildung in der Halsschlagader nicht bewiesen. „Die Untersuchung weiterer Aspekte und eine Überprüfung der Nutzen-Risikoprofile müssen hier noch präzisere Angaben liefern“, schreiben die Forscher. (APA)