Trotz neuer Ärzte geht Debatte über Versorgung in Wien weiter

(c) Rümmele

Die Wiener Ärztekammer wünscht sich erneut mehr Kassenärzte. Vorbild ist die jüngste Vereinbarung zwischen Stadt und Apothekerkammer über einen Ausbau der Versorgung. Lob gibt es für die neue e-Card mit Foto.

Der von der Gemeinde Wien angekündigte Ausbau der Gesundheitsversorgungseinrichtungen in Wachstumszonen der Wiener Außenbezirke durch die Errichtung von neuen Apotheken verschärft die Debatte über die Versorgung mit Kassenärzten. Die Wiener Ärztekammer begrüßt die Verdichtung des Angebots in der Wiener Gesundheitsversorgung und sieht nach eigenen Angaben auch den Bedarf in den Stadterweiterungsgebieten für neue Apotheken. „Im gleichen Atemzug fordern wir aber die Verantwortlichen der Wiener Gesundheitspolitik dringend dazu auf, für mehr Kassenstellen für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zu sorgen“, sagt Johannes Steinhart, Ärztekammer-Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte.

Da reichen auch die nun von der WGKK angekündigten 22 neuen Kassenärzte. Wien habe einen Kassenärztemangel, sagt Steinhart. Gab es im Jahr 2010 noch 1.745 niedergelassene Kassenärzte, so waren es im Jahr 2018 nur noch 1.606 – und das bei einer steigenden Bevölkerungszahl von damals 1,7 Millionen auf mittlerweile 1,9 Millionen Wienerinnen und Wiener. Steinhart: „100 Ärztinnen und Ärzte weniger müssen 200.000 Menschen mehr versorgen. Das ist mit ein Grund für lange Wartezeiten in den Ordinationen und überlaufene Spitalsambulanzen, wohin viele Patienten ausweichen.“ Steinhart schlägt „in diesem Zusammenhang und mit dem von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker attestierten Mangel an Apotheken zur Versorgung der Wiener Bevölkerung mit Medikamenten“ vor, die Einführung von Hausapotheken bei allen Wiener niedergelassenen Hausärzten endlich zuzulassen. „Das wäre der einfachste und schnellste Schritt, um die reibungslose und flächendeckende Versorgung der Wienerinnen und Wiener mit den wichtigsten Arzneimitteln zu garantieren“, sagt der Ärztekammer-Vizepräsident.

e-Card mit Foto kommt

Lob kommt von der Ärztekammer hingegen dafür, dass ab nun die e-Card mit Foto ausgeliefert wird. Die Vorteile der neuen e-Card-Generation liegen für Steinhart auf der Hand: „Wir haben jahrelang die e-Card mit Foto der versicherten Person gefordert, weil sie ein Plus an Sicherheit bietet. Zudem trägt sie durch die erleichterte Identitätsfeststellung dazu bei, dass der Arbeitsalltag von Ärztinnen und Ärzten entlastet wird.“ Gleichzeitig pocht er aber auf eine unbürokratische Umsetzung dieses Vorhabens. Bis Ende 2023 sollen alle e-Cards mit einem Foto ausgestattet sein, haben der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und das Sozialministerium nun bekannt gegeben. Möglich wird damit auch eine kontaktlose Kommunikation, weil die Karte wie Bankomatkarten mit NFC-Funktion ausgestattet ist. Damit wird in Zukunft auch beim Arzt oder in der Apotheke nur noch ein hinhalten der Karte nötig sein, wenn die entsprechenden Lesegeräte ab 2022 zur Verfügung stehen. Auf der Karte kommen verschiedene Sicherheitsmerkmale zum Einsatz, die zum Teil auch von Geldscheinen bekannt sind und die ein Kopieren der Karte unmöglich machen sollen. Ein amtlicher Lichtbildausweis ist die e-Card aber auch mit Foto künftig nicht. Von der Verpflichtung für ein Foto ausgenommen sind ältere Personen ab 70, Kinder sowie Personen ab Pflegestufe vier. (red)

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