Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl ist „Wissenschafterin des Jahres“

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Die Wiener Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl wurde vom Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zur „Wissenschafterin des Jahres 2020“ gewählt. Bei der Preisüberreichung erklärte sie, dass die nächsten Corona-Monate noch „sehr schwierig werden“.

Mit der am Donnerstag in Wien übergebenen Auszeichnung wird die Vermittlungsarbeit der 58-jährigen Leiterin des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien vor allem während der Corona-Pandemie gewürdigt. Mit der seit 1994 jährlich durchgeführten Wahl will der Journalistenklub vor allem das Bemühen von Forscherinnen und Forschern auszeichnen, ihre Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit verständlich zu machen und damit das Ansehen von Wissenschaft und Forschung in Österreich zu heben.

Puchhammer-Stöckl hat in den vergangenen Monaten immer wieder Fakten und Hintergründe des Coronavirus SARS-CoV-2 erklärt, wobei vor allem ihre „unaufgeregte Art“ und „sachliche Information“ geschätzt werden. Sie habe „kenntnisreich, uneitel und wenn nötig eindrucksvoll direkt kontinuierlich Medien und Öffentlichkeit informiert“ und damit ein „Beispiel für den Auftrag und die Wirksamkeit von Wissenschaftskommunikation gesetzt“, heißt es in einem der Wahlvorschläge der Klubmitglieder für sie. Ihre TV-Interviews seien herumgeschickt worden, „weil man erstmals das Gefühl hatte, hier etwas Wesentliches verstanden zu haben“, heißt es in einem weiteren Wahlvorschlag

Geboren in Wien studierte Puchhammer-Stöckl in ihrer Heimatstadt Medizin und kam nach der Promotion 1986 über ein Projekt an die Virologie, wo sie seither tätig ist. Sie habilitierte – nach ihren Ausbildungen zur Fachärztin für Hygiene und Mikrobiologie sowie zur Fachärztin für Virologie – 1994. Wissenschaftlich konzentriert sie sich auf sogenannte „persistierende Viren“, also Erreger wie etwa Herpesviren, die nach einer Infektion ein Leben lang im Körper bleiben und diesen beeinflussen. Im Jahr 2000 wurde sie außerordentliche Professorin am Zentrum für Virologie, das sie seit 2018 leitet. Anfang Dezember der Vorjahres übernahm Puchhammer-Stöckl, die Mitglied der Ampel-Kommission war und nach wie vor der Corona-Taskforce des Gesundheitsministers angehört, eine Professur im Fachbereich Virologie der Medizinuniversität Wien.

Puchhammer-Stöckl geht aufgrund der Tatsache, dass sich die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus offenbar nicht mit „milden Lockdowns“ hintanhalten lässt, davon aus, „dass die nächsten Monate sehr schwierig werden“. Die Auswirkungen der offenbar ansteckenderen Virus-Varianten könne man nur schwer abschätzen. Impfgegnern sollte mit bildhafterer Information die Angst genommen werden. Vielen Impfskeptikern fehle vermutlich ein klares Bild davon, wie dramatisch eine echte Infektion mit einem Virus in die Abläufe von Zellen eingreift, um den Erreger dort tausendfach zu vermehren, und wie gering im Gegensatz der Einfluss der nun erstmals zugelassenen RNA-Impfstoffe auf betroffene Zellen im Körper ist. Es handle sich hier um eine Impfung „mit einem Teil des Virus, der sich nicht einmal vermehren kann und an der Oberfläche Proteine bildet“. Diese Proteine, die wichtige Teile zum Erkennen des Erregers abbilden, sollen das Immunsystem auf eine tatsächliche Konfrontation mit dem Erreger vorbereiten. (APA/red)