Wiener Forscher finden Schwachpunkt von Krebstherapie

Im Rahmen der CAR-T-Zelltherapie werden Immunzellen gezielt auf bestimmte Krebszellen angesetzt. Dieser Behandlungsstrategie entzieht sich aber eine Vielzahl an Tumoren. Wiener Forscher zeigen nun warum dem so ist: Die CAR-T-Zellen brauchen eine große Anzahl an Erkennungsmerkmalen auf der Krebszellen-Oberfläche, um anzugreifen.

Das Grundprinzip der Therapie besteht darin, Patienten mit von ihnen zunächst gewonnenen und dann gentechnisch gezielt veränderten T-Lymphozyten zu behandeln. Dazu werden sie mit einem chimären Antigen-Rezeptor (CAR) versehen, der direkt auf ein spezifisches Antigen auf der Oberfläche der Tumorzelle anspringen soll. In weiterer Folge bringen diese T-Zellen dann die Krebszelle zu Strecke. Dieser Ansatz sei eine vielversprechende Option für rund ein Fünftel der Patienten, die jährlich in Österreich an akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) oder am Diffus großzelligen B-Zell-Lymphom erkranken, hieß es am Dienstag in einer Aussendung der Medizinischen Universität Wien.

Obwohl diese Therapie oftmals auch bei Erkrankungsformen wirkt, die sich von der Standard-Immunchemotherapie nicht beeindrucken lassen, gibt es aber Schwachstellen. So kommt es bei einer bestimmten Form der CAR-T-Zelltherapie in rund 50 Prozent der Fälle nach der Behandlung zu Rückfällen. Die Mechanismen dahinter hat das Forschungsteam um Venugopal Gudipati und Johannes Huppa vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizin-Uni zusammen mit Kollegen der Universität für Bodenkultur Wien und der Uni Würzburg analysiert und im Fachblatt „Nature Immunology“ publiziert. Es zeigte sich, dass die veränderten Immunzellen ihre Ziele nicht mehr ausmachen konnten, wenn die Krebszellen die Anzahl der Zielstrukturen reduzierten. So benötigten die CAR-T-Zellen mindestens 1.000 Antigene, um sich tatsächlich dazu hinreißen zu lassen, den Tumorzellen den Garaus zu machen.

https://doi.org/10.1038/s41590-020-0719-0