Wiener Forscher plädiert für Moratorium für Keimbahnveränderungen

Für ein Moratorium für Keimbahnveränderungen spricht sich der Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA), Jürgen Knoblich, aus. Man wisse noch nicht, welchen Schaden man etwa designten Kindern zufüge.

Designer-Babys mit Methoden wie der Genschere Crispr/Cas9 zu schaffen, sei „nicht vertretbar, weil wir letztendlich nicht die Sicherheit haben, was wir neben dem potenziellen Nutzen dem Kind an Schaden zufügen“, sagte Knoblich am Montagabend in Wien. Vor einem Jahr gab der chinesische Wissenschafter He Jiankui die Geburt zweier Mädchen bekannt. Er hatte das Erbgut der mit künstlicher Befruchtung gezeugten Kinder mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 so manipuliert, dass sie vor einer Ansteckung mit HIV geschützt sind. Erst vor kurzem hat der russische Wissenschafter Denis Rebrikow ankündigt, per vorgeburtlicher genetischer Manipulation erblich bedingte Taubheit heilen zu wollen.

Knoblich glaubt nicht, dass das so einfach funktioniert. Es werde sich erst herausstellen, welche weiteren Konsequenzen die Behandlung bei diesen Kindern habe, sagte er. Die Frage sei auch, wer dafür hafte, wenn irgendetwas schief gehe. „Ich habe ein Riesenproblem mit diesen Wissenschaftern, die aus der Tiefe des wissenschaftlichen Sumpfes versuchen hervorzusteigen und sich zu profilieren, durch irgendwelche skandalösen Aussagen und Experimente. Unter ernst zu nehmenden Wissenschaftern ist das im Augenblick kein ernsthafte Diskussion“, sagte der Chef des IMBA, ein Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der Molekularbiologe betonte, dass man sich im Klaren sein müsse, dass es andere Kulturkreise mit anderer Meinung gebe. Für ihn braucht es aber „globale ethische Ansätze in der Wissenschaft“. (APA)