Apothekerverband will Kritikern mit Einigkeit kontern

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Beim 4. Wirtschaftsforum des Österreichischen Apothekerverbands in Salzburg wies Verbandspräsident Jürgen Rehak die Vorwürfe von Industrie und Ärzten an Lieferengpässen schuld zu sein, entschieden zurück. Er warnte zudem vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Situation.

Die wirtschaftliche Situation der Apotheken ist für den Präsidenten des Apothekerverbandes, Jürgen Rehak, „alles andere als rosig“. Diesen Einblick vermittelte er rund 300 Apothekern und Studierenden der Pharmazie beim Wirtschaftsforum des Österreichischen Apothekerverbands, das am Donnerstag zu Ende gegangen ist. Preisdruck, sinkende Vergütung durch die Krankenkassen und wachsende Konkurrenz durch den Onlinehandel führen zu einer angespannten Lage, sagte Rehak. In den vergangenen 15 Jahren seien die Medikamentenkosten bei den Krankenkassen um 68 % angestiegen – bei den öffentlichen Apotheken sei im gleichen Zeitraum, nach Abzug des Wareneinsatzes, aber lediglich eine Steigerung von 20 Prozent angekommen. Damit liege man weit unter der Entwicklung des Verbraucherpreisindexes, der im gleichen Zeitraum um rund 30 Prozent gestiegen ist.

„Wenn wir uns die absoluten Zahlen ansehen, stellen wir fest, dass jeder Apotheke im Durchschnitt heute über 14.000 Euro an Krankenkassenvergütung weniger übrigbleibt als noch vor zehn Jahren. Das ist schmerzhaft für jeden Betrieb. Und es ist ein Ausdruck des politischen Versagens, wenn hier nicht gegengesteuert wird“, rechnete Rehak vor.

Ungewöhnlich deutlich wies der Verbandspräsident in der Debatte um Lieferengpässe die Kritik von Industrie, Ärzten und Kassen an parallelexportierenden Apotheken zurück. „Wir Apotheken kämpfen täglich mit den Lieferproblemen und lösen die meisten dieser Probleme so, dass es die Kunden gar nicht spüren. Das ist für uns selbstverständlich.“ Die Situation habe sich aber verschärft aufgrund der Konzentration der Pharmaproduktion in Ländern wie China und Indien und des wachsenden Preisdruckes bei Medikamenten. Die Meldungen, dass die Apotheken daran mit Schuld sind, halte er, Rehak, „für höchst entbehrlich“ und inhaltlich falsch. „Dass die Industrie, die uns diese Situation eingebrockt hat, 1300 Apotheker diskreditiert, ist eine Frechheit. Dass in der Debatte ein ganzer Berufsstand diskreditiert wird, lassen wir uns nicht gefallen.“ Insgesamt habe die Situation einen Höhepunkt erreicht, „bei dem wir nicht mehr tatenlos zusehen können.“

Rehak mahnt von den Apothekern ein starkes und geschlossenes Auftreten ein, um den eigenen Anliegen und „berechtigten Forderungen“ Gewicht zu verleihen. Daran werde sich auch die Sozialversicherung gewöhnen müssen. „Wir befinden uns in fordernden und für manche auch existenziell schwierigen Zeiten“, sagte Rehak. Die Apotheken müssten aufzeigen, was ihnen zu schaffen macht und was man für das österreichische Gesundheitswesen leiste, betonte der Verbandspräsident und übte auch Selbstkritik: „Das Verständnis, die eigene Arbeit in der Öffentlichkeit darzustellen, haben andere Berufsgruppen in den vergangenen Jahren besser hinbekommen.“ (rüm)