Corona-Impfung: Diskussion über neuen Apotheker-Vorstoß

Die Apothekerkammer startet einen neuen Vorstoß, um künftig in Apotheken impfen zu dürfen. Bisher wurde das von der Regierung abgeblockt. Auch jetzt kommt Ablehnung. Eine aktuelle Relatus-Umfrage zeigt: nur ein Drittel der Apotheker will impfen. Die Apothekerkammer sieht das anders.

Die Apotheken haben sich am Wochenende wiederholt für flächendeckende Corona-Impfungen der Bevölkerung angeboten. Kammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr erklärte in mehreren Interviews, die Apotheken stünden „sofort parat“, wenn dies gewünscht werde, um die Schlagzahl der Impfungen zu erhöhen. Dass die Apotheken dies können, hätten sie schon bei den in kürzester Zeit organisierten Tests bewiesen, betonte Mursch-Edlmayr. Theoretisch seien die Apotheken vorbereitet und die Praxis lerne mal in wenigen Tagen, sagte sie in der Zeit im Bild am Sonntag. Die Präsidentin verwies darauf, dass in den Apotheken „akademisch ausgebildetes Personal“ zur Verfügung stehe. Beratungen auch über die Corona-Impfungen gehörten jetzt schon zum Tagesgeschäft in den Apotheken.

Im Gesundheitsministerium reagiert man wie schon in der Vergangenheit ablehnend. Wenig überraschend kommt auch aus der Ärzteschaft ein „Nein“. „Das Angebot der Apothekerkammer erfolgt zur falschen Zeit und ist auch nicht notwendig“, schreibt Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres in seinem Blog. Sein Argument: „Mehr als 4000 niedergelassene Kassenärzte und tausende weitere niedergelassene Ärzte stehen parat. Sie können selbst größte Impfstoffmengen rasch verimpfen – wohnortnahe, noch dazu bei Patienten, die ihr Vertrauen genießen. Zudem gibt es perfekt funktionierende Impfstrassen. Das Angebot der Apothekerkammer kommt zu spät, ist nicht notwendig, und medizinisch nicht vertretbar.“ Szekeres gilt auch als Vertrauter des neuen Gesundheitsministers Wolfgang Mückstein, dessen Grüne Ärzte innerhalb der Ärztekammer Koalitionspartner von Szekeres sind. Deutlich wird der Vizepräsident der steirischen Ärztekammer Dietmar Bayer, der in einem Facebook-Posting den Apothekern wirtschaftliche Interessen vorwirft: „Impfen ist mehr als nur ein Loch durch die Haut stechen. Es gilt die Impftauglichkeit festzustellen, dafür fehlt dem Apotheker einfach die Voraussetzung, da helfen ein paar Wifi-Kurse in Hygiene und Biologie nicht drüber hinweg.“

Das dürften viele Apotheker ähnlich sehen: Eine aktuelle Umfrage des Online-Portals RELATUS PHARM unter Apothekern zeigt, dass nur 29,1 % der Leser sich eine Impfmöglichkeit in Apotheken wünschen. Wer impft ist weniger wichtig, als dass überhaupt geimpft wird: 90,3% sind demnach für eine rasche Durchimpfung gegen das Coronavirus, 51,6 % wünschen sich vom Gesundheitsminister eine bessere Finanzierung des Gesundheitswesens, 45,1 % eine Pflegereform und 41,9 % immerhin die Bekämpfung des Ärztemangels. Die Apothekerkammer sieht das anders: Zwei Drittel der Apotheker hätten sich in einer Umfrage bereit erklärt und in der Lage gesehen, Impfungen durchzuführen. Zum Einwand der Ärzte, die die Impfung in ihren Händen behalten wollen und eine Ausweitung auf die Apotheken ablehnen, stellte Mursch-Edelmayr fest, dass in zahlreichen Ländern, zuletzt auch in Frankreich, von beiden geimpft werde. Und überall dort, wo in den Arzt-Ordinationen und in den Apotheken geimpft werde, sei die Durchimpfungsrate höher. (red)