Diskussion über die Antibiotikaproduktion in Europa

Der Deutsche Ärztetag hat die Rückverlagerung der Antibiotikaproduktion nach Europa gefordert. „Kommt es zu einem hygienischen oder technischen Problem, steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel“, hieß es in einem Beschluss des Ärztetreffens. Zudem sei bei der Produktion in Schwellenländern bereits mehrfach eine Verunreinigung des Trinkwassers durch Antibiotika nachgewiesen worden, was zu einer Zunahme von multiresistenten Erregern führe.
In Europa sei eine hochwertige Produktion „unter Einhaltung aller notwendigen Qualitäts- und Umweltaspekte möglich“, betonte die Ärzteschaft. In einem weiteren Beschluss forderte der Ärztetag die deutsche Bundesregierung auf, einen Sicherstellungsauftrag für die Medikamentenversorgung zu vergeben. Hintergrund sind wiederholte Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Besonders gravierend seien Lieferengpässe bei Krebsarzneimitteln, kritisierten die Ärzte. Auch die jüngsten Engpässe bei der Versorgung mit dem Blutdrucksenker Valsartan, der von einem Unternehmen in China produziert wird, seien problematisch gewesen.
Die Produktion von Novartis im Tiroler Ort Kundl ist die letzte Produktionsstätte von Penicillin innerhalb Europas. Erst vor wenigen Tagen hatte ein Onlinebericht für Aufregung gesorgt, wonach die Novartis-Tochter Sandoz mit Anfang 2020 die Antibiotika-Herstellung in Kundl einstellen wolle. Novartis dementiert das umgehend. Man halte an der Antibiotika-Produktion weiterhin fest, eine Einstellung sei derzeit kein Thema. Man evaluiere in regelmäßigen Abständen das globale Marktumfeld. Wegen der Billigkonkurrenz aus Asien seien die Marktbedingungen für Antibiotika aber sehr schwierig, hieß es in einem Bericht der Tiroler Tageszeitung. (APA/red)