Impfungen: Neues Hick-Hack zwischen Ärzte- und Apothekerschaft

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Mit seiner Rüge an der Ärzteschaft hat Gesundheitsminister Johannes Rauch den Streit um die Impfhoheit zwischen Ärzte- und Apothekerkammer neu angefacht. Eine Analyse, was möglich ist.

Die Apothekerkammer drängt darauf, impfen zu dürfen. Bekanntlich wurden in den vergangenen Monaten auch rund 2000 Apotheker:innen darauf geschult. Die Ärztekammer blockt wenig überraschend ab. Doch welches Potenzial hat die Forderung der Apotheken auf Umsetzung? Die Antwort: aktuell eher wenig, langfristig sehr wohl. Die gesetzlich geregelte Impftätigkeit sei aus gutem Grund eine ärztliche Tätigkeit, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Ärztinnen und Ärzte haben nicht umsonst ein jahrelanges Medizinstudium, eine gründliche ärztliche Ausbildung und während ihrer Tätigkeit auch verpflichtende Fort- und Weiterbildung, immerhin geht es hier um Prävention als Teil der Vorsorgemedizin, und die muss kompetent, sorgfältig und sicher erfolgen.“ In der Praxis heißt das: Rauch müsste für Impfungen durch Apotheker:innen das Ärztegesetz ändern oder einen Notfall verordnen. Letzterer ist mit dem Ende der Pandemie nicht wirklich in Sicht und eine Gesetzesänderung würde aufgrund der Fristenläufe wohl heuer nicht mehr wirksam in Kraft treten können.

Österreich verfüge über einen gut ausgebauten niedergelassenen Bereich mit einem flächendeckenden niederschwelligen Zugang zu Impfungen sowie über attraktive Impfaktionen, sagt Steinhart und erinnert an die bald startende Influenza-Impfaktion, die in diesem Herbst erstmals österreichweiten günstigen Zugang zu dieser Impfung bieten wird: „Es ist daher völlig unnötig, die Sicherheit der Bevölkerung zu gefährden“, spielt Steinhart den „Notfall“-Aspekt herunter.

Die Apothekerkammer will das Thema dennoch in den politischen Köpfen festsetzen und mobilisierte zum Wochenende Seniorenvertreter:innen und den NÖ-Patientenanwalt. Die „breite Unterstützung“ für den erneuten Vorstoß der Apothekerschaft zeige „eindrucksvoll“, dass es „höchste Zeit“ ist, dass die Politik die gesetzliche Grundlage für Impfungen durch Apothekerinnen und Apotheker schafft und dieses Impf-Angebot gleichzeitig in das staatliche Grippe-Impfprogramm integriert, argumentiert die Apothekerkammer in einer Presseaussendung. „Gerade für ältere Menschen sind nahegelegene und einfach zugängliche Impfangebote essenziell“, wird darin Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbunds, zitiert. Auch Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs, wird angeführt: „Die Apotheken sind für die ältere Generation schon jetzt eine zentrale gesundheitliche Anlaufstelle. Ein zusätzliches Impf-Angebot ist nur der nächste logische Schritt.“ Für Gerald Bachinger, Patientenanwalt Niederösterreichs, ist ein Impf-Angebot der Apothekerschaft ein zentraler und längst überfälliger Schritt, um die Durchimpfungsraten in Österreich zu steigern. (rüm)