Kommentar: Warum uns das Impfthema noch lange beschäftigen wird

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Die Suche nach einem Corona-Impfstoff feuert Impfdebatten weiter an. Und das Thema ist mehr als ein Füller des Sommerloches. Spätestens wenn ein Impfstoff vorliegt, wird die Frage auftauchen, wer wann geimpft werden soll.

Pharmaunternehmen und Regierungen liefern sich derzeit einen Wettlauf, wer zuerst einen Corona-Impfstoff hat. Milliarden an privaten und öffentlichen Mitteln werden in die Forschung investiert, um in kürzester Zeit einen Impfstoff zu haben, dessen Entwicklung sonst Jahre dauert. Gegenseitig übertrumpfen sich die Akteure auch mit Erfolgsmeldungen. Die jüngste Zulassung eines russischen Impfstoffes ohne Phase 3-Studien ist da fast eine logische Folge in einer Reihe von frühen Jubelmeldungen. Davor wurden in allen Ländern in einem bisher nicht bekannten Ausmaß massenhaft Studienergebnisse an die Öffentlichkeit gespielt, die nicht die üblichen wissenschaftlichen Wege eingehalten haben.

Es geht um viel: um Prestige, um wirtschaftlichen Erfolg und letztlich Macht. Im Fall von Regierungen geht es auch darum, an der Macht zu bleiben. Das eint etwa Donald Trump und Vladimir Putin. Beide kämpfen besonders mit schlechten Wirtschaftsdaten und hohen Arbeitslosenzahlen. Also versucht man der Bevölkerung Hoffnung zu bieten. Die wichtigen Fragen werden aber derzeit ausgespart: Wann wird es wirklich ausreichend Impfstoffmengen geben? Wer wird wann und von wem geimpft? Und was wird das alles kosten? Genau diese Fragen sollten wir allerdings rechtzeitig diskutieren – und das bedeutet: Jetzt! Damit dann auch rechtzeitig die richtigen Entscheidungen getroffen werden können. (rüm)