Kosmetikhersteller setzten auf Apotheken

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In eigenen Apothekenmarken sehen Kosmetikkonzerne enormes Wachstumspotenzial. Man schielt damit auch auf höhere Margen. Das lockt neue Anbieter an, zeigt eine Analyse.

Die Apothekenmarke Eucerin bekommt die weltweite Konsumzurückhaltung kaum zu spüren. Um 12,2 Prozent steigerte Hersteller Beiersdorf in diesem Bereich seine Umsätze im ersten Halbjahr. Die Kernmarke Nivea wuchs in dieser Zeit indes nur um rund ein Prozent. Der Apothekenkanal biete „weiterhin großes Wachstumspotenzial“, heißt es laut einem Bericht der Zeitung „Handelsblatt“ aus der Baiersdorf-Zentrale. Auch Wettbewerber L’Oréal, der mit bekannten Marken wie La Roche Posay oder Vichy in der Apotheke vertreten ist, wuchs in diesem Segment in den ersten sechs Monaten des Jahres stärker als im Konzernschnitt. Zwischen 2020 und 2024 steigerten die Franzosen ihren Umsatz mit Apothekenmarken laut „Handelsblatt“ sogar um 133 Prozent, während das Gesamtgeschäft um 55 Prozent nach oben ging.

Für Konsumgüterkonzerne entwickelt sich die Apotheke zu einem immer wichtigerer Verkaufskanal. Sie machten in deutschen Apotheken zwischen Juli 2024 und Juni 2025 mehr als 1,3 Milliarden Euro Umsatz mit Kosmetikprodukten. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr. Innerhalb von zwei Jahren beträgt das Plus fast sieben Prozent. Das zeigen exklusive Auswertungen der Marktforschungsunternehmen Insight Health und DatamedIQ für das Handelsblatt. Die Hersteller profitieren davon, dass Verbraucher:innen zunehmend auf ihre Gesundheit und ihr äußeres Erscheinungsbild achten und bereit sind, dafür Geld auszugeben. Zudem gilt die Apotheke wegen ihrer Beratung als vertrauenswürdig.

Das lockt auch neue Anbieter an. Ein Beispiel ist der vom US-Konzern Johnson & Johnson abgespaltene Konsumproduktehersteller Kenvue. Dieser führte im vergangenen September seine Körperpflegemarke Aveeno, die bereits in den USA, Kanada und Großbritannien erhältlich war, in deutschen Apotheken ein. Und Anfang 2025 startete der japanische Anbieter Kao mit seiner Hautpflegemarke Curél. Das Geschäft in der Apotheke gelte wegen der höheren Verkaufspreise als margenstärker als das in Supermärkten und Drogerien. Allerdings ist die Produktentwicklung oft auch aufwändiger, weil die Hersteller dabei häufig mit Ärzt:innen und Apotheker:innen zusammenarbeiten. (red)