Medikamentenengpässe – 95 % der Fälle werden in Apotheke gelöst

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Nach dem Jahreswechsel bleibt die Situation in den heimischen Apotheken angespannt. Erkältungswelle und Lieferengpässe lassen Rufe nach Preiserhöhungen laut werden.

Mindestens 500 Medikamente sind derzeit nicht lieferbar, wie der tägliche Blick auf die entsprechende Liste des BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) verrät. Darunter auch einige gängige Medikamente, die angesichts der in diesem Jahr besonders starken Grippe- und Erkältungssaison aktuell stark nachgefragt werden. Die Ferienzeit zum Jahreswechsel ist für Österreichs Apotheker traditionell sehr arbeitsintensiv. Patientinnen und Patienten suchen bei leichteren gesundheitlichen Problemen wie grippalen Infekten verstärkt Rat in der Apotheke ihres Vertrauens. Aktuell stellen die Lieferengpässe, die auf die hohe Abhängigkeit der Produktion von China und Indien zurückzuführen sind, das Apothekenpersonal aber vor erhebliche zusätzliche Herausforderungen.

„Die Gesamtsituation auf den globalen Arzneimittel-Märkten erzeugt vor Ort in der Apotheke in Österreich derzeit einen Mehraufwand von mehreren Stunden pro Tag. Wir sehen es als unsere Verantwortung, jede Patientin und jeden Patienten trotz der Engpässe unmittelbar zu versorgen. In rund 95 Prozent der Fälle wird auch direkt in der Apotheke eine Lösung gefunden – durch Abstimmung mit anderen Apotheken, einer Bestellung im Ausland, die Abgabe eines wirkstoffgleichen Medikaments oder auch die individuelle Herstellung eines solchen im apothekeneigenen Labor,“ fasst Alexander Hartl, zweiter Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbands und Apotheker in Wien die Problemlösungsstrategien zusammen. Die Abgabe eines wirkstoffgleichen verschreibungspflichtigen Medikaments bedingt laut gesetzlicher Vorgaben allerdings die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt – was in Urlaubszeiten häufig schwer möglich ist.

Die aktuelle Diskussion über die Arzneimittel-Preise in Österreich, die wie berichtet durch den jüngsten Vorstoß des deutschen Gesundheitsministers ausgelöst wurde, begrüßt der Apothekerverband als Interessensvertretung der selbstständigen Apotheker:innen. „Seit vielen Jahren machen wir die Partner im Gesundheitssystem darauf aufmerksam, dass Österreich im internationalen Wettbewerb in Verknappungssituationen, wie wir sie nun schon länger erleben müssen, einen erheblichen Nachteil hat. Im Zweifelsfall werden von der Industrie jene Länder mit beschränkt verfügbaren Medikamenten beliefert, in denen das Preisniveau deutlich über jenem hierzulande liegt. Wir erleben das tagtäglich im Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen in anderen europäischen Staaten“, betont Andreas Hoyer, erster Vizepräsident des Apothekerverbands und Apotheker im niederösterreichischen St. Valentin. (rüm)