Pharmakonzerne wollen jetzt mit Kooperationen Engpässe beseitigen

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Der französische Pharmakonzern Sanofi will mehr als 125 Millionen Dosen des von den Konkurrenten Biontech und Pfizer entwickelten Covid-19-Impfstoffs für die EU fertigen. Der Schweizer Pharmariese Novartis bietet ebenfalls Produktionskapazitäten an.

Die ersten Lieferungen seien im Sommer aus Produktionsanlagen in Frankfurt zu erwarten, teilte Sanofi mit. Der Konzern wird Biontech Zugang gewähren und Fertigungsschritte der späten Phase übernehmen. Dafür soll eine Anlage genutzt werden, in der Sanofi Diabetes-Medikamente herstellt. Da der Covid-19-Impfstoff von Biontech auf einer völlig anderen Technologie basiere als die Vakzine, die Sanofi normalerweise herstelle, benötige die Umstellung entsprechend Zeit, erläuterte eine Sprecherin, warum mit Lieferungen nicht schon vor dem Sommer begonnen werden könne. „Die Herstellung eines neuen Impfstoffs erfordert einige Zeit und Investitionen, um bestimmtes Equipment zu erwerben, zu installieren und zu qualifizieren, technische Chargen herzustellen und den Herstellungsprozess zu genehmigen.“ Sanofi will parallel aber auch die Entwicklung seiner eigenen Impfstoff-Kandidaten weiter vorantreiben.

Angesichts der massiven Nachfrage nach Covid-19-Impfstoffen arbeitet Biontech mit Hochdruck am Ausbau seiner Produktionskapazitäten. Pfizer und Biontech haben sich verpflichtet, in diesem Jahr bis zu 600 Millionen Dosen an die EU zu liefern. Die Partner mussten aber auch Lieferprobleme eingestehen, da die Produktion im belgischen Pfizer-Werk Puurs wegen der Ausweitung der Kapazitäten zunächst gedrosselt werden müsse. Entlastung soll auch die von Novartis übernommene Anlage im deutschen Marburg bringen, die im Februar die Produktion aufnehmen soll. Das US-Unternehmen Baxter will zudem in der Stadt Halle ab Ende Februar den Impfstoff von Biontech und Pfizer herstellen.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will ebenfalls bei der Produktion von Coronavirus-Impfstoffen und -Tests helfen. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit mehreren Unternehmen, um die Herstellung von Impfstoffen und Komponenten für Tests für Covid-19 zu unterstützen, und wir werden so bald wie möglich Einzelheiten mitteilen“, erklärte der Arzneimittelhersteller aus Basel am Donnerstag. Novartis hat sein Impfstoffgeschäft vor einigen Jahren an GlaxoSmithKline und CSL verkauft. Die Arzneien Jakavi und Ilaris, deren Einsatz gegen Covid-19 die Schweizer untersucht haben, erwiesen sich als nicht wirksam. Jüngst erwarb Novartis von der australischen Biotech-Firma Mesoblast die Rechte für die experimentelle Zelltherapie Remestemcel-L zur Behandlung von akutem Lungenversagen, deren Einsatz bei Covid-19-Patienten getestet wird. Auch mit der Schweizer Biotech-Firma Molecular Partners wird an zwei Arzneien gegen Covid-19 gearbeitet. Novartis produziert einen vom US-Krankenhaus- und Ärztenetzwerk Mass General Brigham entwickelten, genbasierten Impfstoff gegen das Coronavirus für klinische Tests. (red/APA)